Der Schritt zum Erwachsenwerden, die Jugendweihe in der DDR

Denkt man an das Erwachsenwerden in der DDR, kommt man um die staatlich veranstaltete Jugendweihe nicht herum. Die Tradition der Jugendweihe entwickelte sich aber nicht erst zu DDR Zeiten. Schon seit 1852 spricht man von der Jugendweihe, im Gegensatz zur kirchlichen Konfirmation. Der Begriff Jugendweihe wurde damals oft von freireligiösen Gruppen als Abgrenzung zu den kirchlichen Traditionen der Konfirmation benutzt. Diese freidenkerischen Traditionen wurden von der Arbeiterbewegung, vor allem von der SPD und der KPD übernommen und erreichten in der Zeit der Weimarer Republik eine erste „Blütezeit“. Die Nationalsozialisten entwickelten in der Folgezeit eigene Formen von Weihen und Feiern wie beispielsweise die „Schulentlassungsfeiern“ oder ab 1940 die „Nationalsozialistischen Jugendleite“ als Teil der „Verpflichtung der Jugend“. Nach Kriegsende wurde die alte Tradition der Jugendweihe in Gesamtdeutschland wieder aufgegriffen.

In der jungen DDR wurde die Jugendweihetradition von der FDJ zentralisiert, in der Berliner Zeitung vom 11. Februar 1950 steht: „Frage: Finden nach dem Abschluß der Schulzeit wieder „Feiern der Jugend“ (früher „Jugendweihe“) statt und wo kann ich mein Kind dazu anmelden. Antwort: Die FDJ hat die Feiern übernommen und wird den Schulleitern in allernächster Zeit hierüber genaue Informationen geben.“ Ab den späten 1950ern war die Teilnahme an den Jugendweihefeiern für den Großteil der Heranwachsenden obligatorisch, wer nicht an den Feierlichkeiten teilnahm, musste mit Benachteiligungen und Repressionen rechnen.

Der Ablauf einer Jugendweihefeier hat sich über die Zeiten nur minimal verändert. Schon im ausgehenden 19. Jahrhundert wurde die Schulentlassung der Heranwachsenden an gebührendem Ort gefeiert. Der Jugendlehrer hielt damals einen Vortrag über die freigeistige Weltanschauung, es wurden Erinnerungsblätter, ein Gelöbnis und ein Gedenkbuch überreicht.

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