Ein Interwiew anlässlich seiner Ausstellung Martin Parr – A Photographic Journey
2016 im Kunst Haus Wien.
Martin Parr (*1952) zählt heute zu den weltweit bekanntesten und einflussreichsten Vertretern britischer Fotografie. Der internationale Durchbruch gelang dem „Chronisten unserer Zeit“ Mitte der 1980er-Jahre mit der Serie Last Resort, in der er britische Strandurlaubsszenen zeigte. Seine „schrecklich schönen Bilder“, oft mit Blitz und in satter Farbigkeit aufgenommen, haben seither unzählige FotografInnen im Bereich der Dokumentar- und Modefotografie sowie der Street Photography beeinflusst.

Die Ausstellung im KUNST HAUS WIEN ist die erste große Retrospektive des berühmten Magnum-Fotografen in Österreich und gewährt mit dreizehn großen Werkkomplexen – darunter die legendären Serien Last Resort (1985), Bored Couples (1990–1993) und Luxury (2007–2011) – einen umfangreichen Einblick in Parrs Oeuvre. Speziell für die Ausstellung hat Martin Parr 2015/16 unter dem Titel „Cakes and Balls“ einen neuen Fotozyklus über Wien geschaffen, der sich mit Klischees und Klassikern der österreichischen Hauptstadt beschäftigt. Er besuchte dafür Orte wie den Prater, zahlreiche Wiener Bälle und Kaffeehäuser, eine Kleingartensiedlung und die Patisserie der Konditorei Aida. Die neue Werkserie wird im Rahmen der Ausstellung erstmals zu sehen sein.

Parr lenkt unseren Blick bewusst auf die kuriosen und absurden Seiten des Alltags – auf das Unspektakuläre, Normale, auf jene Randbereiche unseres Alltagslebens, die oft unbeachtet bleiben. Er hält Gesten und Blicke ebenso fest wie das Schnitzel, das schlapp über den Tellerrand hängt, oder glitzernde Fingernägel und buntes Plastikspielzeug. Seine Fotografien berichten ungeschönt aus der Mitte unserer Gesellschaft und verweisen, in ihrer ironischen Distanz, immer wieder auch auf die Maßlosigkeit der Konsumgesellschaft. Parrs konstante fotografische Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Gesellschaftsgruppen und ihren Eigenheiten führt ihn an unterschiedlichste Orte, geografisch wie typologisch. Seine Bilderwelten führen uns klassische Tourismusziele ebenso vor Augen wie ländliche Vereinskulturen, Tanzsäle aller Art die Ästhetik traditioneller Fotostudios.

Kuratiert von Verena Kasper-Eisert

Mehr unter kunsthauswien.com

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