Wien am 11. September 1891: „Lieber Freund, konnte Ihnen früher nichts angeben, weil ich selbst nichts wußte. Jetzt teile ich Ihnen mit, dass ich am 15. Sept., in Wien (…), Berggasse 19, Sie mit Ungeduld und in Freuden erwarte (…) Herzlichst, Ihr Dr. Freud“ Dies schreibt der Nervenarzt Sigmund Freud kurz nach seinem Einzug in die Berggasse an seinen Kollegen Willhelm Fließ. Beinahe ein halbes Jahrhundert leben die Freuds hier im 9. Wiener Gemeindebezirk: Sigmund, Martha, sechs Kinder und Schwägerin Minna meistern ihren familiären Alltag, Professor Freud ordiniert hier und verfasst an die 20.000 Briefe, die sich unter anderem an berühmte Persönlichkeiten wie Thomas Mann, André Breton und Albert Einstein richten. Freuds Praxis in der Berggasse 19 avanciert zum Symbol für den Aufbruch in die Moderne: Aus aller Welt langen Anfragen ein – man will höchst persönlich von Freud behandelt werden. Mit seinen neuen Methoden, der „Gesprächstherapie“ und „freien Assoziation“, begibt sich Freud auf Spurensuche ins menschliche Unbewusste. Er etabliert eine neue Wissenschaft, die das Selbstverständnis des Menschen für immer verändern wird. Freuds Schriften werden zu Meilensteinen der modernen Kultur- und Gesellschaftstheorie: „Der Vater der Psychoanalyse“ setzt sich für ein aufgeklärtes Miteinander ein. Unvoreingenommen berücksichtigt er die Stärken der Menschen ebenso wie ihre Schwächen. Bis heute dienen die Begriffe Es, Ich und Über-Ich der Erklärung unserer Persönlichkeitsstruktur. Das Unbewusste ist der Ort verdrängter Gefühle und Wünsche – es äußert sich in Träumen und Fehlleistungen wie dem sogenannten „Freudschen Versprecher“ 1938 verlässt Sigmund Freud Wien. Mit dem engsten Kreis seiner Familie flieht er vor dem Terror des Nationalsozialismus. Die gesamte Wohnungseinrichtung wird verpackt und ins Londoner Exil transportiert: Zurück bleiben leere und verlassene Räume.

Heute befindet sich im Haus Berggasse 19 ein Museum. Jährlich zieht es über 100.000 Besucherinnen an: So steht dieser geschichtsträchtige Ort im Zeichen der Auseinandersetzung mit Freuds Leben, Werk und seiner bis heute andauernden Wirkungsgeschichte.

Nun gilt es, dieses kulturelle Erbe in seiner Einzigartigkeit zu bewahren und das Sigmund Freud Museum internationalen Museumsstandards entsprechend auszustatten, umzubauen und in die Zukunft zu führen.

Sigmund Freud Museum 2020: Crowdfunding

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