Als Fritz Zwicky 1933 den Coma Galaxienhaufen beobachtete, stand er vor einem großen Rätsel: Er stellte fest, dass die Gesamtmasse des Haufens, die vorhanden sein muss, um die Bewegung der Galaxien zu erklären, nicht mit der Summe der einzelnen Galaxien übereinstimmte. Damit konnte er zeigen, dass Galaxienhaufen überwiegend aus einer unsichtbaren Substanz bestehen, die sich nur durch ihre Gravitationswirkung bemerkbar macht. Diese sogenannte Dunkle Materie ist allerdings noch nicht identifiziert. Handelt es sich um eine unbekannte Teilchenart? Oder besteht sie aus unterschiedlichen Schwarzen Löchern? Klar ist nur, dass die Dunkle Materie maßgeblich an der Entwicklung unseres Universums und seiner Strukturen beteiligt ist.

Primordiale Schwarze Löcher sind eine besondere Art von Schwarzen Löchern. Sie verdanken ihren Namen (lat. primordium, dt. ursprünglich) der Hypothese, dass sie sich möglicherweise beim Urknall oder im frühen Universum entwickelt haben. Sie können – je nach Zeitpunkt ihrer Entstehung – so leicht wie ein Mond, so schwer wie Sterne, oder gar supermassereiche Schwarze Löcher sein. Ihre Existenz ließ sich bisher nicht eindeutig nachweisen, würde aber einige offene Fragen der Astronomie klären: Könnte die diffuse kosmische Hintergrundstrahlung im Röntgenbereich des Spektrums, die sich bislang noch keinem Objekt zuordnen lässt, von primordialen Schwarzen Löchern stammen? Ermöglicht die Existenz primordialer Schwarzer Löcher Phänomene wie die kolossalen Quasare im jungen Universum, die scheinbar unmöglichen mittelschweren Schwarzen Löcher oder die frühesten vom James-Webb-Teleskop entdeckten Galaxien? Diese Zusammenhänge sind zentrale Forschungsfelder des neuen Deutschen Zentrums für Astrophysik und Thema dieses Abends beim Vortrag von Günther Hasinger vom Deutschen Zetrum für Astrophysik.

Günther Hasingers Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die kosmologische Entwicklung Schwarzer Löcher und die Natur der Dunklen Materie. Für seine Forschung und wissenschaftlichen Leistungen erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und den COSPAR-Award für herausragende Beiträge zur Weltraumforschung. Er ist Mitglied mehrerer Wissenschaftsakademien. Neben zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten ist Prof. Dr. Hasinger Autor des preisgekrönten Buches »Das Schicksal des Universums«, das Astrophysik und Kosmologie für ein breites Publikum verständlich macht.

Ein Vortrag in Zusammenarbeit mit dem Exzellenzcluster ORIGINS und den Physikfakultäten der LMU und TU München

Mehr unter: www.deutsches-museum.de

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