Angenehm für das Auge, weich für die Füße – Simona Obholzer und die Poesie des Rasens
Der Rasen – dieses scheinbar banale Stück Natur – ist weit mehr als nur grüne Fläche. Er ist ein Bild, ein kollektives Ideal, das gepflegt, gehütet, aber vor allem: nicht betreten werden will. Denn sein Anblick verspricht bereits, was der Tastsinn erhofft: Weichheit, Sanftheit, ein stilles Versinken unter den Sohlen. Und eben deshalb, so scheint es, sollte man sich ihm lieber entziehen – um das Ideal nicht durch den Akt des Gehens selbst zu stören.
Momente wie diese, in denen der Körper mit dem Bild in ein zartes Verhältnis tritt, sind es, die Simona Obholzer faszinieren. In ihrer aktuellen Einzelausstellung Angenehm für das Auge, weich für die Füße wie auch im von ihr gestalteten Trailer zur Diagonale’25 richtet die Künstlerin ihren Blick auf den Boden – auf das, worauf wir stehen, gehen, uns verlieren oder behaupten.
Obholzer, die in unterschiedlichsten Medien und Formaten arbeitet, versteht es, Räume zwischen Sichtbarem und Spürbarem aufzuspannen. Ihre Arbeiten oszillieren zwischen dem realen und dem imaginierten Raum, zwischen körperlicher Präsenz und digitaler Abstraktion. So entstehen irritierende Verschiebungen, die Sehgewohnheiten ins Wanken bringen und den Betrachter auffordern, den eigenen Standpunkt neu zu verorten – buchstäblich wie metaphorisch.
In Obholzers Werk wird der Rasen zur Metapher: für eine gezähmte, gestaltete Natur, für die Sehnsucht nach Harmonie, für das Spannungsfeld zwischen Anschauung und Erfahrung. Eine Einladung, sich auf das scheinbar Selbstverständliche einzulassen – und gerade dort das Unheimliche, das Unerwartete zu entdecken.
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