Sarah Morris im Gespräch mit Kurator Nicolaus Schafhausen. Aufzeichnung vom 7. Dezember 2016.
Strange Magic ist ein Film über das Imperium des Branchenführers der Luxusindustrie LVMH. Er wurde anlässlich der Eröffnung der Foundation Louis Vuitton in Paris in Auftrag gegeben und setzt sich auch mit diesem von Frank Gehry entworfenen Privatmuseum im Bois des Boulogne auseinander.
In Strange Magic bilden Mode, Parfum, Champagner und Star-Architektur in Glas und Stahl ein Konglomerat, in dem sich das Konzept von und Begehren nach Luxus spiegelt. Das Zusammenspiel aus provenzalischen Blütenträumen, teuren Getränken und inszeniertem Laisser-faire kultiviert zugleich eine klischeehafte Vorstellung des „Französischen“.
Sarah Morris, die neben ihren abstrakt-geometrischen Gemälden regelmäßig Filme konzipiert und produziert, die einen Blick hinter die Kulissen von Städten oder Ereignissen wie der Olympiade in Peking werfen, montiert in ihrem neuen Film Szenen und Impressionen zusammen, die einen Blick in die Fabrikation kulturellen Kapitals in Form von Luxusgütern erlauben.
Morris dokumentiert diese sehr realen Mechanismen kommerzieller Wunscherzeugung ebenso wie sie diese in der scheinbaren Affirmation kritisiert: die verführerischen Bilder, die sie kreiert, täuschen nicht wirklich über die Leere hinweg, die hinter ihnen liegt. Die auf Bildern basierende Fantasie eines luxuriösen Lebens erfährt im Film Strange Magic eine visuelle Rückkoppelung an eine reale Produktionskette, die als solche nicht unbedingt glamourös ist. Das macht Morris zu einer subtilen Systemkritikerin im klassischen Sinne. Sie ist eine der informiertesten Beobachterinnen des zeitgenössischen Lebens, die ihr Wissen mit uns teilt – und eine präzise Analystin jener Mechanismen, die das „Haben-wollen“-Gefühl mit allen seinen bewussten und unbewussten Konsequenzen in einem globalen Gefüge kontextualisiert.
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