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Ausgangspunkt für Michaela Frühwirths großformatige Zeichnungen sind spezifische Orte. Dem Zeichenprozess gehen intensive Recherchen zu Kontext und Geschichte des jeweiligen Ortes und fotografische Dokumentationen vor Ort voraus. Die dann entstehenden Zeichnungen sind weit mehr als eine bloße Repräsentation des erforschten Ortes: Der oft lang andauernde Prozess, in dem eigene „Orte“ aus Grafit auf Papier entstehen, reflektiert einerseits die Genese des Minerals Grafit – eine natürliche Erscheinungsform von Kohlenstoff – und ermöglicht gleichzeitig eine Vertiefung in die Gegebenheiten und Bedingungen des Ortes.
In der Ausstellung handeln, erdwärts im tresor im Bank Austria Kunstforum widmet sich Michaela Frühwirth dem letzten aktiven Grafitstollen Österreichs in Kaisersberg (Steiermark) und dem Eingang der Höhle von Chauvet in Südfrankreich, die menschliche (Bild-)Zeugnisse aus dem Jungpaläolithikum birgt. Der Grafitstollen Kaisersberg verweist auf die transformativen Prozesse der Geologie und die Kulturtechnik des Bergbaus, die Höhle von Chauvet auf den Akt des Bildermachens. Der Verweis auf den Ursprungsort des Grafits, der seit Jahrtausenden als technisches Material und Farbstoff verwendet wird, lässt Grafit zum (künstlerischen) Rohstoff und Medium zugleich werden. Dieses komplexe Referenzsystem wird durch sogenannte „Fußnoten“ erweitert, die in Form von Fotografien oder Videos den Zeichnungen beigestellt werden.
Michaela Frühwirth, geboren 1972 in Wien, Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Arnulf Rainer und an der The Cooper Union School of Architecture in New York. Von 2006 bis 2007 Resident an der Rijksakademie in Amsterdam. Dozentin für bildende Kunst an der Gerrit Rietveld Akademie in Amsterdam seit 2008. Lebt und arbeitet in Amsterdam.
Weitere Informationen: Kunstforum Wien