In diesem Sommer findet im Kunstmuseum Bayreuth die lange angekündigte Ausstellung aus dem Werk von Rupprecht Geiger statt. Dies ist ein Highlight der besonderen Art, gehört doch Rupprecht Geiger (1908 – 2009) zu den herausragenden Vertretern nichtabbildender Kunst der Zeit nach 1945 in Deutschland.

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Nach dem Krieg war Geiger Mitbegründer der Münchner Gruppe ZEN 49. Programmatisch hat er die Gruppe auf eine neue Kunst eingeschworen: „Indem wir die Bereiche der begrenzten Schönheit gewisser Objekte verlassen, wenden wir uns auf neuem Weg einer unbegrenzten, gegenstandslosen Schönheit zu.“ Zeit seines Lebens war er ein pictor poeta, ein Maler, der mit seinen – oft poetischen – Äußerungen sein Werk reflektierte.

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Rupprecht Geiger war nicht nur, aber vor allem anderen ein Maler der Farbe Rot, die er in allen Schattierungen und Nuancen von flammendem Orange bis zu frostigem Pink einsetzte. Ab 1952 verwendete er zuerst partiell, später grundsätzlich die neu entwickelten Leuchtfarben. „Durch zugesetzte Pigmente und eine nahezu aggressive Direktheit erhält die Farbe […] zunehmend mehr Körperlichkeit, die eine gewagte Balance zwischen Immaterialität und realer Bildexistenz, von Bewegung und Raum, von Farbe und Volumen zu schaffen imstande ist“, schrieb Rolf-Gunter Dienst.

Physikalische Energie von Licht wird sichtbar im Spektrum der Farben. Rupprecht Geiger ist vielleicht der faszinierendste Meister dieser Sichtbarmachung gewesen. Er entwickelte ab den späten vierziger Jahren vor dem amerikanischen Colourfield-Painting und den „Shaped Canvases“ eine eigenständige Farbfeldmalerei. In den leuchtenden Farben ist das Spektrum des Lichtes verdichtet: Die Bilder sind autonom strahlende Farbflächen, absolute Bilder im Sinne der Konkreten Kunst. Sie werden zu Lichtfängern. „Im Moment bewusster Wahrnehmung setzt Rot Energie frei“, so Rupprecht Geiger. „Ein monochrom moduliertes Farbfeld leucht-roter Farbe wird zum Kraftfeld. Wird die Farbe so vorgestellt, ist ihre Potenz und ihr Stimmungswert fühlbar. Der sehgewohnten Bindung an Formales entrückt, wird Farbe neu erlebt und endlich als autonomes Element erkennbar.“

Der Titel der Ausstellung „Farbverdichtung“ verweist auf den poetischen Verdichtungsprozess in der Malerei von Rupprecht Geiger. Die Reduktion auf das Wesentliche – große, an einfachen geometrischen Formen orientierte Flächen, einander entgegenstehende und sich aneinander reibende Farbwerte – lassen für den Betrachter sinnliche Farberlebnisse entstehen, die – vor allem mit den in der Natur nicht vorkommenden Leuchtfarben – über die Alltagserfahrung der Wirklichkeit hinausgehen und Transzendenz ahnen lassen. „Geiger hat“, wie Dieter Honisch formulierte, „mit ‚Zeitgeist‘ wenig oder nie etwas zu tun gehabt. Er versuchte vielmehr, eine Vision zu verwirklichen, die nämlich von glückhafter und im Schauen sich erfüllender Menschlichkeit. Ich kenne kein Werk, das so frei ist von Spekulation, von Anpassung und von Ängstlichkeit wie das von Rupprecht Geiger.“

Die Ausstellung entstand in enger freundschaftlicher Zusammenarbeit mit Julia Geiger und dem Archiv Geiger in München und wird großzügig vom Bayerischen Kulturfonds gefördert. Gemälde aus der Zeit 1949 bis 2008, Graphitzeichnungen der Jahre 1949 bis 1987, Wandobjekte der Serie „Metapherzahl“ und mehr als vierzig Druckgraphiken – darunter auch Siebdrucke aus dem Bestand der Dr. Helmut und Constanze Meyer Kunststiftung und der Prof. Dr. Klaus Dettmann Kunststiftung – werden vom 12.7. bis zum 11.10.2020 im Kunstmuseum Bayreuth/Altes Barockrathaus zu sehen sein. Parallel dazu wird in den Monaten Juli, August und September in der Ausstellungshalle im Neuen Rathaus das Plakatwerk Rupprecht Geigers, darin eine großzügige Schenkung aus dem Archiv Geiger, ausgebreitet.

Weitere Informationen: Kunstmuseum Bayreuth

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