Was sind das für Köpfe? Sie drücken in höchster Intensität Gefühle aus. Sie spiegeln Angst, Entsetzen, Grauen, auch Ratlosigkeit. Wir wissen, warum: Es sind die Köpfe der engsten Gefährten von Jesus Christus, der „Apostel“ (apostolos bedeutete im Altgriechischen Sendbote). Ihnen hat man den geliebten Meister entrissen, um ihn zu foltern und nach einem fragwürdigen Verfahren hinzurichten. Und einer von ihnen – so wird es überliefert – war ein Verräter. Man kann ihre Verzweiflung verstehen. Wer war der Künstler, der sie geschaffen hat? Franz Anton Kuen war ein aus Bregenz stammender Bildhauer und arbeitete mehrere Jahre in Böhmen. Er gilt als bedeutender Vertreter des radikalen Barock, der für Schnörkellosigkeit und Klarheit steht. Die Apostelköpfe stammen aus einer Serie, die Kuen für die Bregenzer Seekapelle geschaffen hat. Von Kaspar Hagen stammt ein Gedicht über die Seekapelle von 1849, darin finden sich die Zeilen: „Du liebe Kinderkirche, du bist mehr all’ im Sinn mit dina zwölf Apostel in ihre Nischa dinn!“ Nachdem die 1445 erbaute Seekapelle im Zuge mehrerer Restaurierungen sehr in Mitleidenschaft gezogen worden war, schenkte der Bregenzer Magistrat 1877 die Apostelköpfe samt den ursprünglich darunter angebrachten 24 Stifterwappen dem Landesmuseum. – Peter Melichar, Historiker am vorarlberg museum
Franz Anton Kuen | 1679 – 1742
Apostelköpfe, um 1720
Terrakotta
Film: Studio Haesel/ Sarah Mistura