Mit dem Begriff des Sammelns verbinden wir eine kontinuierliche Tätigkeit, das Zusammentragen über einen langen Zeitraum. Nur so kann eine Sammlung entstehen. Dieser kontinuierliche Fluss des Anwachsens einer Sammlung besteht jedoch aus vielen Einzelentscheidungen, bei denen es verschiedene Fragen zu beantworten gilt. «Ist dieses Objekt von Interesse für mich, für wen noch kann es von Interesse sein?», «Ist dieses Objekt aussagekräftig, ist es komplex genug, dass es über lange Zeit Bedeutung behalten wird?», «Wie sind die für mich relevanten Inhalte formal gelöst?», «Passt das Objekt in den Zusammenhang der bereits existierenden Sammlung?». Dies sind Fragen, die immer wieder beantwortet werden müssen. Während dabei private Sammlungen in der Definition ihres Sammelns völlig frei sind, unterliegen öffentliche Sammlungen zusätzlich einer Legitimationspflicht. Deshalb geben sich öffentliche Museen in der Regel ein Sammlungskonzept, das die wesentlichen inhaltlichen Rahmenbedingungen festlegt, nach denen das Museum seine Sammeltätigkeit ausrichtet.

Der Titel dieser Präsentation zitiert ein neu erworbenes Werk der Gruppe RELAX, Zürich. Es ist 2018 für ihre Ausstellung in der Graphischen Sammlung der ETH Zürich entstanden und gab der Ausstellung ihren Titel. Die Künstlergruppe beschäftigte sich mit der Frage danach, was nach über 100 Jahren des Sammelns er- bzw. behaltenswert ist und dies mit Blick auf ein ausufernd breites Sammelspektrum der grafischen Künste. Dagegen zielt dieselbe Frage in dieser Ausstellung, die zahlreiche noch nie gezeigte Werke der Sammlung vorstellt, in eine andere Richtung: Die COVID-19-Krise hat u.a. dazu geführt, dass wieder grundsätzlicher darüber nachgedacht wird, welche Werte für die Gesellschaft und ihre bevorstehende Umwälzung erhaltenswert wären. Dabei geht es weniger um materielle Werte als um die künftigen Einstellungen zum Leben und seinen Ausformungen. Für die Beschäftigung mit diesen Fragen leistet die Kunst wichtige Beiträge, denn sie beschäftigt sich stets mit den Bedingungen des menschlichen Lebens und seinen unterschiedlichen Formen.

Eine Produktion des Kunstmuseum Liechtenstein, kuratiert von Friedemann Malsch.

Mehr unter: kunstmuseum.li

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