Der Krieg, der Mitteleuropa von 1618 bis 1648 erschütterte, gehört zu den Traumata der europäischen Geschichte. Hunger, Tod und Seuchen führten zu großem Leid und wirtschaftlicher Not, doch die Kunstproduktion kam auch während des jahrzehntelangen Ringens um religiösen Einfluss und politische Vormacht in Europa nicht zum Erliegen. Kunstwerke erfüllten weiterhin wichtige Funktionen: Sie dienten der Repräsentation von Macht, dem diplomatischen Austausch von Geschenken, der Dokumentation von Kriegshandlungen oder der Mahnung zum Frieden.
Die hohe Wertschätzung der Kunst auch und gerade in Krisenzeiten machte sie zu einem begehrten Beutegut. In gezielten Plünderungsaktionen eigneten sich die Sieger ganze Sammlungen an. Weitergereicht von Hand zu Hand gelangten die Beutestücke auf mitunter abenteuerlichen Wegen quer durch Europa bis an ihre endgültigen Aufbewahrungsorte. Heute gehören sie zu den Hauptwerken internationaler Museen.
Bellum…
Der Konflikt nahm mit dem Prager Fenstersturz 1618 seinen Lauf, in der Schlacht am Weißen Berg bei Prag 1620 eskalierte er zum europäischen Krieg und fand schließlich 1648 mit dem Friedensvertrag von Münster und Osnabrück sein lang ersehntes Ende. Originale Feldwaffen aus dieser Zeit haben sich nur selten erhalten. Eine exklusive Auswahl an authentischen Waffen, darunter Feldharnische, Pistolen, Schwerter und ein Feldgeschütz, demonstriert die damalige Kampfpraxis.
Auch während des Krieges war die Arbeit von Künstlern gefragt. So ging es etwa den siegreichen Parteien darum, die gewonnenen Schlachten für die Nachwelt festzuhalten. Welche künstlerischen Methoden dabei entwickelt wurden, um die Schlachtenverläufe anschaulich darzustellen, lässt sich an Gemälden und Kupferstichen im Detail studieren.
Kein Krieg vor dem 20. Jahrhundert brachte höhere Verluste an Menschenleben und weitreichendere Verwüstungen mit sich als der Dreißigjährige Krieg: Ländliche Gebiete wurden entvölkert, Dörfer verschwanden für immer von der Landkarte, und Städte, wie etwa Magdeburg 1631, erlitten schwerste Zerstörungen. Eine ganze Generation kannte nichts anderes als den Krieg.
So wurden auch die Schrecken des Krieges zu einem Thema der Kunst. Neben eindringlichen Darstellungen von Plünderungen und gewaltsamen Übergriffen vermitteln Hörstationen mit authentischen Zeitzeugenberichten einen lebendigen Eindruck vom Schicksal der Bevölkerung. Die Künstler nutzten die Sprache der Bilder auch für eindringliche Friedensappelle und formulierten – wie etwa Peter Paul Rubens – in ihren Werken klare politische Botschaften.
…et Artes
In wechselnden Allianzen stritten die kriegführenden Parteien um Glaube und Macht in Europa. In einem aber waren sich Gegner wie Bündnispartner einig: Sie schätzten die Kunst und wussten sie für ihre Interessen zu nutzen. Kunstwerke dienten nicht nur der Demonstration von Macht und Herrschaftsansprüchen, mit dem Austausch kostbarer Geschenke ließen sich auch gezielt politische Ziele verfolgen.
Der hohe Prestigewert
Der hohe Prestigewert machte die Kunst zum Objekt der Begierde. Legitimiert durch die damalige Rechtsauffassung gingen die siegreichen Eroberer vielerorts auf Beutezug. Die wohl spektakulärste Plünderung ereignete sich 1648, als schwedische Truppen die Prager Kleinseite einnahmen und unzählige Wagenladungen mit Gemälden, Skulpturen und Schatzkunststücken insbesondere aus den ehemaligen Kunstsammlungen Kaiser Rudolfs II. nach Stockholm verschifften.
Die Ausstellung zeigt eine Auswahl hochkarätiger Beutestücke aus unterschiedlichen fürstlichen Sammlungen und geht Fragen nach der Bedeutung des Kulturtransfers nach. In interaktiven Medienstationen lassen sich die Wege erbeuteter Kunstwerke bis an ihre heutigen Aufbewahrungsorte nachverfolgen und auch die bewegten Schicksale der Künstler während des Dreißigjährigen Krieges anschaulich erfassen.
Weitere Informationen: Staatliche Kunstsammlungen Dresden