Johannes Rauchenberger stellt die religiösen Implikationen des künstlerischen Werks des albanischen Künstlers Adrian Paci anlässlich des Seminars „Was inspiriert zeitgenössische Künstler*innen heute an der Figur Jesu?“ (Uni Wien, Institut für Historische Theologie, WS 2021/22) in einer Online-Vorlesung vor. Der Großteil der Arbeiten stammt aus der Sammlung des KULTUM. Museum für Gegenwart, Kunst und Religion in Graz.
Weder museal noch in konkreter Praxis konnte der albanische Künstler Adrian Paci über weite Strecken seiner frühen Biografie das Vokabel „Gott“ erleben: Albanien war das einzige Land, das sich in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts qua Verfassung als gottlos verstand und bis zum Zusammenbruch der vier Jahrzehnte währenden Diktatur Enver Hoxhas vollkommen abgeschottet war. Innerhalb dieser dichten Grenzen sollte stattdessen der neue Mensch herangezüchtet werden. Was sich in diesen Jahrzehnten des radikalen Atheismus allerdings gehalten hat, waren Subtexte, (Trauer-)Riten und erzählte Legenden. Diese kulturellen Tiefenmuster in beständige Bilder zu verwandeln gelingt auf unvergleichliche Weise Adrian Paci. Keine expliziten vordergründigen religiösen Botschaften, aber implizite Links zur Poesie kultureller und religiöser Deutungsmuster, in Ritualen und praktisch gelebter Frömmigkeit legt Paci in seinem international anerkannten Werk frei.
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