Dr. Matthias Harder, Kurator Helmut Newton Foundation im Gespräch mit Greg Gorman.

Der großen Übersichtsausstellung zu Newton (s.u.) wird auch diesmal das Werk eines anderen Fotografen zur Seite gestellt. Der amerikanische Fotograf Greg Gorman zeigt in „June’s Room“ Farbporträts prominenter Musiker, Künstler und Schauspieler, darunter David Bowie und Grace Jones, Andy Warhol und Julianne Moore.

In der Ausstellung „Color Works“, die zum ersten Mal in Deutschland Farbfotografien von Gorman zeigt, begegnen wir den Gesichtern und Typen eines globalen Musik-, Kunst- und Filmbusiness. Den langsam verblassenden Hollywoodmythos beispielsweise schreibt Gorman mit seinen Porträts weiter und hinterfragt ihn gleichzeitig. Sehr individuell und formal unterschiedlich entstanden die Aufnahmen meist im Auftrag von Magazinen; so verbindet sich der eigenständige fotografische Stil Gormans mit den Wünschen der Auftraggeber und den Bildideen der Porträtierten innerhalb der Ausstellung zu einer ungewöhnlichen Melange.

Helmut Newton – Pages from the Glossies

In dieser Ausstellung sehen wir viele Bildikonen von Helmut Newton neu: Die Bildmotive entstammen einem Zeitraum von mehr als vier Jahrzehnten; es sind Faksimiles aus renommierten, internationalen Modemagazinen, entstanden zwischen 1956 und 1998. Newton wurde von den wechselnden Verlegern oder Herausgebern in diesem langen Zeitraum immer wieder gebucht, um seine Versionen und Visionen der jeweils aktuellen Mode entstehen zu lassen. Diese Kontinuität blieb in dem sonst so schnelllebigen Modebusiness eine Besonderheit. Entstanden für Magazine wie Vogue, Elle, Queen oder Stern wurden die später berühmten Motive zunächst im Rahmen eines Mode-Editorials oder einer Bildgeschichte veröffentlicht. 1998 publizierte sie Newton unter dem Titel „Pages from the Glossies“ im Züricher Scalo-Verlag, das Buch ist seit längerem vergriffen und wird in diesem Herbst von TASCHEN neu aufgelegt.

Erstmals präsentiert die Helmut Newton Stiftung die Einzel- und Doppelseiten der in „Pages from the Glossies“ versammelten Veröffentlichungen als vergrößerte Ausstellungsprints, inklusive der individuellen Typografie der unterschiedlichen Magazine, Seitenzahlen, Kommentare und Bildunterschriften. Somit bleibt die Berliner Präsentation der mehr als 230 Zeitschriftenseiten mit fast 500 Einzelaufnahmen so authentisch wie möglich.

Schreitet man als Besucher an Newtons chronologisch aufgereihten, faksimilierten Modeaufnahmen in den Ausstellungsräumen entlang, erkennt man nicht nur die sich verändernde Bildsprache des Fotografen, sondern vor allem die sich verändernde Stellung der Frau in der westlichen Gesellschaft seit den 1950er-Jahren. Helmut Newton war mit seinen teilweise radikalen, aber stets sehr eleganten Frauenbildern dem Zeitgeist häufig voraus – und hat diesen gleichzeitig über Jahrzehnte mitgeprägt.

Text: Dr. Matthias Harder, Kurator Helmut Newton Foundation

Zu sehen im Museum für Fotografie boch bis: 22.05.2016

Katalog:

Helmut Newton. Pages from the Glossies erscheint im November 2015 im TASCHEN-Verlag.
Softcover, 22,2 x 29,5 cm, 524 Seiten, ISBN 978-3-8365-2449-0, 39,99 EUR (Deutsch, Englisch, Französisch)

Abonniere unseren Newsletter