Aus dem einstigen Plan, ein Jüdisches Museum in Ägypten zu gründen, ist nie etwas geworden. Doch in den letzten Jahren machte sich dort ein wachsendes Interesse an der jüdischen Vergangenheit des Landes bemerkbar. Lang etablierte Narrative zur Geschichte der Gemeinden und zum Schicksal ihrer Zerstreuung werden in Frage gestellt. Im Moment ihres nahezu vollständigen physischen Verschwindens erleben Juden dort eine diskursive Renaissance. Wie kam es dazu? Wie wird die ägyptische Nation durch den nostalgischen Blick auf Juden neu verhandelt und erzählt? Welche machtpolitischen Implikationen lassen sich daraus ablesen?
Iskandar Abdalla, geboren in Alexandria, Ägypten. Studierte Geschichte und Islamwissenschaft. Derzeit promoviert er an der Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies. In seinem Dissertationsprojekt beschäftigt er sich mit den aktuellen Debatten zur Reformierung des Islam in Deutschland.
Seine Forschungsinteressen umfassen Queerness, Film und Kulturgeschichte in der arabischen Welt und jüdisch-muslimische Beziehungen, und ist als Berater und Trainer für Bildungsprogramme zu Rassismus, Antisemitismus und Gender tätig. Er ist Mitbegründer von NAWARA, einem Kollektiv von in Berlin ansässigen migrantischen Forscher_innen, Künstler_innen und Aktivist_innen mit Bezug zur NAWA-Region (Nordafrika und Westasien), das sich einer queer-feministischen Praxis verpflichtet fühlt und eine kritische und interdisziplinäre Wissensproduktion über die Region und ihre Diaspora-Gemeinschaften anstrebt.
Mehr unter: www.jm-hohenems.at