Bis zum 29. Januar 2023 zeigt das Museum eine Ausstellung mit mehr als 300 Gipsplastiken des populären deutsch-französischen Künstlers Hans Arp (1886–1966). Für den Mitbegründer des Dadaismus und Wegbegleiter des Surrealismus stand der Gips als Arbeitsmaterial im Fokus seines bildhauerischen Schaffens. Weil er mit den Formen spielte, gab es verschiedene Gipsformen in seinem Atelier, oft in mehreren Exemplaren. Von fertigen Formen ließ Arp Gipsabgüsse herstellen, die er im nächsten Schritt weiterverarbeitete. Er fügte Material hinzu, entfernte Teile, zersägte oder verband sie. Wenn eine neue Plastik für ihn Gültigkeit besaß, wurde sie wieder in Gips gegossen.
Aus der Logik dieser Arbeitsweise entstand eine vielfältige Formenwelt, mit der er ein breites Publikum für moderne Kunst begeisterte. Es lohnt sich, seine Plastiken in ihrer radikalen Dreidimensionalität zu erfahren und somit die Arbeitsweise in seinem Atelier und in »der Firma« zu begreifen. Gleichzeitig können sich Besucher*innen auf kriminalistische Spurensuche begeben und vergleichen. Die Betrachter*innen werden nirgends so viel Arp auf einem Fleck zu sehen bekommen wie in dieser Ausstellung!
Arp schuf Werke, die aus jeder Perspektive andere Vorstellungen hervorrufen: Einfache abstrakte Formen, die viele visuelle »Trigger« gleichzeitig beinhalten. Arp war kein Bildhauer, der einen Entwurf ausführte, sondern er fand die Form im Prozess und dabei kam ihm die Flexibilität des Materials entgegen. Arp selbst bildete das Zentrum des kreativen Prozesses, aber die Produktionsprozesse lösten sich in späteren Jahren allmählich von ihm. Es entwickelte sich eine Atelierpraxis, die auf Output strukturiert war. Aus dem Atelier wurde »eine Firma«.
Die Ausstellung ist das Resultat einer intensiven Kooperation mit der Stiftung Arp e. V. Im Zentrum des Projekts standen die Fragen nach der »Biografie« jedes einzelnen Gipses, nach seiner Funktion in Arps Arbeitsprozess oder in den Arbeitsabläufen der Gießereien und Steinmetzbetriebe zu Lebzeiten des Künstlers und posthum.
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