Feature zur Ausstellung „Fürstenglanz – Die Macht der Pracht“ mit Direktorin Agnes Husslein-Arco und Kurator Tobias G. Natter.

18. März bis 26. Juni 2016, Winterpalais – http://www.belvedere.at/fuerstenglanz

Europa ist reich an großen Gemäldegalerien. Wie aber verbreitete sich deren Ruhm im 17. und 18. Jahrhundert? Die Ausstellung Fürstenglanz – Die Macht der Pracht im Winterpalais des Prinzen Eugen zeigt, wie durch aufwendig illustrierte Publikationen, sogenannte Galeriewerke, prachtvolle Sammlungen weitreichende Bekanntheit erlangten. Dank zahlreicher Leihgaben aus ganz Europa erzählt die Schau die Geschichte des Galeriewerks und damit die sukzessive Erschließung bedeutender privater Kunstsammlungen für die Öffentlichkeit.

Ursprünglich als Diplomatengeschenke entstanden, gelten die ausgestellten Galeriewerke als Grundlage der modernen Kunst- und Ausstellungskataloge. Prachtvolle Publikationen, Porträts fürstlicher Auftraggeber vom französischen Sonnenkönig Ludwig XIV. bis zum österreichischen Reformkaiser Joseph II. sowie hochkarätige Gemälde aus erlesenen Sammlungen werden gezeigt. Durch die Rekonstruktion einer „barocken Hängung“, die atmosphärisch in das Ausstellungsthema einführt, wird das Winterpalais des Prinzen Eugen selbst zum Exponat. Die Hängung der Gemälde orientiert sich an den Gepflogenheiten, wie sie im 17. und 18. Jahrhundert in den Galerien von Aristokraten, Stiften und Klöstern, aber auch in den ersten Museen im heutigen Sinne üblich waren.

Da aber die Reichweite der Galeriebilder begrenzt war, ermöglichte erst die Verbreitung gedruckter Galeriewerke, den propagandistischen Reichtum solcher Gemäldegalerien zu nutzen. Als eines der vielen Highlights der Ausstellung gilt das reich illustrierte Werk aus dem Jahr 1660, Theatrum Pictorium (Theater der Bilder) vom Hofmaler David Tenniers in Brüssel.
Unter August III., Kurfürst von Sachsen und König von Polen, erreichte die Gattung Galeriewerk einen neuerlichen Höhepunkt. Das Dresdner Galeriewerk übertraf alles Vorangegangene an Pracht, Eleganz und Sorgfalt bei der Druckvorbereitung. Auch kunsthistorische Texte und ästhetische Erläuterungen spielten eine immer größere Bedeutung. Der zeitliche Bogen spannt sich von 1600 bis zur Aufklärung um 1800 mit der wegweisenden Öffnung der Wiener Belvedere-Galerie auf Befehl des Reformkaisers Joseph II. Diese kleinformatige Publikation offenbart Einblicke in das Konzept und das Organisationsprinzip der neuen Hängung, die sich im europäischen Vergleich in einer völlig veränderten, programmatischen Ordnung präsentiert. Ganz im Geiste der Aufklärung ging die Öffnung der aristokratischen Sammlungen für ein neues, breites Publikum Hand in Hand mit der Entwicklung der Galeriewerke.

Mehr zur Ausstellung unter belvedere.at

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