Spiegelobjekte in der gleißenden Wüstensonne, flirrende Farbprismen in der Arktis, lichtreflektierende Stelen, magisch vibrierende Rotoren, gold und silbern strahlende Kuben, virtuelle Volumen, erzeugt durch elektrische Impulse: Heinz Mack, Künstler des Lichts, bringt die Lichthöfe des ZKM auf vielfältige Weise zum Leuchten.

Neue Materialien, neue künstlerische Ausdrucksformen

Bereits in den 1950er-Jahren suchte Heinz Mack nach einer Harmonie zwischen Mensch, Natur und Technik. 1958 gründete er mit dem Künstler Otto Piene in Düsseldorf die Gruppe ZERO. Gemeinsam mit anderen internationalen Künstlern wollten sie die Kunst nach dem zweiten Weltkrieg revolutionieren. ZERO stand für einen Neuanfang – eine Stunde Null. Licht, Bewegung, Struktur und Farbe sind für Mack dabei die zentralen Themen.

Heinz Mack verwendete schon früh natürliche Elemente wie Licht, Feuer, Luft, Wasser oder Sand als vollwertiges gestalterisches Ausdrucksmittel für seine Kunstwerke. Durch die Arbeit mit kinetischen Prinzipien und neuen industriellen Materialien wie Aluminium, Acrylglas oder Fresnel-Linsen sowie chemischen Substanzen wie Phosphor und Quecksilber revolutionierte er den Skulpturenbegriff. Seine offenen Werke beziehen nicht nur den Raum, sondern auch die Betrachter:innen direkt mit ein, denn sie interagieren mit dem Licht auf einzigartige Weise und erweitern so die Wahrnehmung.
Licht in allen Facetten: Mack im ZKM

Die Ausstellung »Mack im ZKM« präsentiert wenig bekannte Arbeiten aus allen Schaffensphasen des Künstlers. Einige Werke, die bislang nur selten ausgestellt wurden und teilweise sogar verloren gegangen sind, werden nun im ZKM rekonstruiert oder neu inszeniert. Darunter ist zum Beispiel die »Licht-Choreographie«, eine in dieser Art zum ersten Mal präsentierte Komposition aus verschiedenen, teils motorisierten Werken Macks, die ein multisensorisches, immersives Erlebnis kreiert, das Licht und Raum in Vibration versetzt und regelrecht zum Tanzen bringt. Auch beim »Sahara-Projekt«, das seit 1959 einen Fixpunkt in Macks Arbeit bildet und ihn zu einem Pionier der Land-Art in Europa macht, scheinen sich Raum und Zeit aufzulösen. Immer wieder bereiste der Künstler die Wüste, die dank ihrer grenzenlosen Weite ideale Voraussetzungen bot, um Licht in reinster Form in Erscheinung zu bringen. Auf einer großen, den Lichthof 9 fast ausfüllenden Sandfläche werden die Lichtphänomene, die aus dem Zusammenspiel von Macks Lichtobjekten und der gleißenden Wüstensonne entstehen, auch im musealen Kontext nachempfindbar. Beim »Sahara-Projekt« handelt es sich außerdem um eines der ersten medial gedachten Werke in der europäischen Kunst, da Macks Interventionen nur für die Zeit der Aufnahmen andauerten und danach fotografisch sowie im Film »Tele-Mack« der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.
Mack im 21. Jahrhundert

Bei der Ausstellung »Mack im ZKM« geht es zuletzt auch darum, die Problemstellungen des Künstlers ins 21. Jahrhundert, ins Anthropozän, zu übertragen. Denn die Beschäftigung mit Luft, Wasser, Licht und Sand reflektiert auch aktuelle Problemstellungen rund um die heute bedrohten natürlichen Ressourcen. So nehmen seine großen Reflektorwände und raumgreifenden Lamellen-Plantagen, die er vor 65 Jahren konzipierte, die gegenwärtigen Photovoltaik-Anlagen voraus. Macks Haltung gegenüber Natur und Technik wirft Fragen auf und bietet Lösungsansätze, die im Lichte der Herausforderungen der menschengemachten Klimakatastrophe in der Gegenwart durchaus an Relevanz gewinnen.

Credits:

Videodokumentation:
ZKM | Videostudio, 2024
Kamera: Andy Koch, Christina Zartmann, Max Clausen
Schnitt: Max Clausen

Weitere Informationen: ZKM | Karlsruhe

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