Gemeinsam mit dem Künstler Philipp Gufler, der Kreisverwaltungsreferentin Hanna Sammüller-Gradl und dem Psychologen Stefan Zippel (LMU München) diskutierten wir am 20. Juni 2023 im NS-Dokumentationszentrum München über AIDS im Kontext der Politik-, Sozial- und Kulturgeschichte, von den 80er Jahren bis heute. Moderiert wird der Abend von der Wissenschaftsredakteurin Jeanne Turczynski (Bayerischer Rundfunk).

Als in den 1980er Jahren die Immunschwächekrankheit AIDS zum ersten Mal auch in Deutschland festgestellt wurde, wirkte sie selbst auf Ärztinnen und Wissenschaftlerinnen rätselhaft. Gleichsam war der öffentliche Diskurs spekulativ, pauschalisierend und diskriminierend. Vor allem homosexuelle Männer – die statistisch am häufigsten betroffene Gruppe – litten massiv unter dem Stigma einer Krankheit, die in dieser Zeit zahlreiche Todesopfer forderte. So mancher Vorschlag zur Bekämpfung der Pandemie klang alles anderer als liberal. So verabschiedete die bayerische Staatsregierung am 25. Februar 1987 ihren berüchtigten AIDS-Katalog. Dieser sah, neben anderen Maßnahmen, Zwangstests und Razzien vor und diente unter anderem dazu gegen unliebsame Randgruppen vorzugehen.

In dieser Zeit lag Widersprüchliches nah beisammen: Leiden, Sterben, Trauer, Ausgrenzung aber auch der emanzipatorische Kampf gegen Diskriminierung und ein daraus resultierendes Verständnis für die Anliegen queerer Menschen seitens der Mehrheitsgesellschaft. Wie umgehen mit Krankheit, Isolation oder dem Verlust desder Partnerin, wenn die Öffentlichkeit den Betroffenen die Schuld an der Krankheit zuschiebt? Die Geschichte von HIV/AIDS oszilliert immer wieder zwischen ersten Ansätzen selbstorganisierter Hilfe und institutioneller Härte, zwischen medial vermittelten Schreckensszenarien und einem aufgeklärten Diskurs.

Weitere Informationen: NS-Dokumentationszentrum München

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