Das Museum Haus Konstruktiv zeigt eine umfangreiche Einzelausstellung von Alicja Kwade (*1979 in Kattowitz, Polen, lebt in Berlin). Die viel beachtete Bildhauerin und Konzeptkünstlerin ist eine Relativistin, die skeptisch unsere vermeintliche Realität hinterfragt. Von diesem Ansatz ausgehend, befasst sich Kwade in ihrem multimedialen Schaffen mit unterschiedlichsten Phänomenen und Denkmodellen aus Physik, Philosophie und Soziologie und übersetzt sie in ihre eigene Kunst. Dabei entstehen ebenso sinnlich-poetische wie formal stringente Arbeiten mit konzeptuellem Hintergrund.
Für die Ausstellung im Museum Haus Konstruktiv, die sich über drei Stockwerke erstreckt, hat Alicja Kwade die neue, raumgreifende Installation LinienLand konzipiert: eine begehbare Gitterstruktur, in der massive Natursteinkugeln unterschiedlicher Grösse scheinbar schwerelos schweben. Die Künstlerin bezieht sich darin auf die seit der Antike viel diskutierte Idee der Parallelwelten. Vor diesem Hintergrund ist die raumgreifende, auf einem System von 5 x 5 x 11 Quadraten aufgebaute Struktur als Multiversum zu lesen, wobei jede einzelne kubische Metallbegrenzung eine eigene Realität impliziert. Das Stahlsystem des Gitters steht in einer Korrelation mit den Gesteinen: Kwade folgt einem selbst auferlegten, stringenten Prinzip, bei dem die einzelnen Streben durch das Verschieben im System die Halterung der Kugeln bilden. Die sich ergebenden Durchgänge laden die Besucher ein, ein Multiversum zu betreten und die Schwerkraft der grossen, an ein Gravitationsfeld erinnernden Steinkugeln zu erleben.
Die Natursteine stammen von den verschiedenen Kontinenten unserer Erde und symbolisieren diese. Das Gestein selbst mit seinen unterschiedlichen Schichten, die sich über mehrere Millionen Jahre gebildet haben und eine Altersbestimmung ermöglichen, fungiert als eine Art Zeitskala. Alicja Kwade ist es in LinienLand gelungen, ihre Überlegungen zu Raum, Schwerkraft und Zeit auf faszinierende Weise umzusetzen.
Alicja Kwades Werke waren bereits in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen, 2017 etwa auf der 57. Biennale di Venezia.
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