Neue Werkbetrachtung aus der aktuellen Sammlungspräsentation «Silent Vision» mit Kunstvermittlerin Janine Schmutz.
Die Gattung des Selbstporträts zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte OEuvre des US-amerikanischen Künstlers Andy Warhol (1928–1987). Seit 1963 entstanden im Siebdruckverfahren Selbstbildnisse auf der Grundlage von Fotografien, die zum Teil im Automaten oder mithilfe des Selbstauslösers angefertigt worden waren. Warhols Selbstporträt aus der Sammlung Beyeler gehört zu einer Serie aus dem Jahre 1967, ist jedoch das einzige in diesem Format. Der Künstler präsentiert sich in nachdenklicher Pose mit der Hand am Kinn und den Fingern vor dem Mund, während sein Gesicht aufgrund der dramatischen Lichtführung zur Hälfte im Schatten bleibt. Das ganze Bildnis besteht überwiegend aus Schattenzonen, die hellen Lichtbereiche sind einzig aus dem dominierenden Blau gestaltet. Warhol schlüpft, so scheint es, in die Rolle des Denkers, der in einem Moment der Introspektion und melancholischen Selbstbefragung in sich versunken ist und uns dabei zugleich anschaut.
Bildnachweis: Andy Warhol, Self-Portrait, 1967, Siebdruckfarbe und Acryl auf Leinwand, 200.0 x 177.0 cm, Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Sammlung Beyeler
Mehr unter: www.fondationbeyeler.ch