Aufgrund der aktuellen Corona-Lage konnte die Ausstellung „Alexander Kluge. Oper: Der Tempel der Ernsthaftigkeit“ im Württembergischen Kunstverein nicht eröffnet werden. Die Schließung verdammt zu einer Raumerfahrung, die die soziale Begegnung im Raum entweder vollständig in das Private verlegt oder aber als Grad der Gefährdung verwaltet. Es entsteht eine schmerzhafte Lücke, der kein digitales Medium tatsächlich adäquat ist, da selbst in dem kontrollierten Raum einer Ausstellunginstitution sich durch die physische Bewegung eine Bezugnahme vollzieht, auf das, was sich nicht in quantivizierbaren Dateneinheiten rekonstruieren lässt, sondern sich qualitativ in Singularitäten ereignet.

Jeder/m aufmerksamen Betrachter*in wird schon beim ersten Anblick eines virtuellen Rundgangs auffallen, dass dessen Beschränktheit in den immer gleichen aus Computerspielen bekannten Kamerafahrten und Bildstabilisatoren liegt, in denen das aufscheint, was da heißt (Friedrich Kittler paraphrasierend): Hier spricht Silizium mit Silizium.

Nichtsdestotrotz ist die Ausstellung im Württembergischen Kunstverein, einem gespenstigen Versprechen gleich, verlassen und man will sie nicht verlieren – nicht als Ereignis und nicht als Moment einer lustvollen Begegnung. Man ist nur einfach ausgesprochen hilflos in Relation zu den verfügbaren, äußerst unbefriedigenden Alternativen.

Alexander Kluge / Oper: Der Tempel der Ernsthaftigkeit

Die Ausstellung fragt nach der Rolle der (spätestens) im 17. Jahrhundert entstandenen Oper als ein heutiger „Tempel der Ernsthaftigkeit“ (Kluge): als ein Ort, an dem Ernst, Trauer und Freude zum Ausdruck kommen und Verluste angemessen betrauert werden können. Aufgrund der Corona-Krise musste die Eröffnung der Ausstellung am 13. März 2020 leider abgesagt werden. Der Württembergische Kunstverein plant diese zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen. Der Film stellt den Auftakt dar, die Abwesenheit des sehr spezifischen, konkreten und nicht hintergehbaren Ausstellungsraums in andere diskursive Formate zu übersetzen.

Ein Film von Elisabeth Kuon & Martin Mannweiler (martin-mannweiler.de)
Untertitel: titelmanufaktur (titelmanufaktur.de)
Grafische Gestaltung: Till Gathmann (tillgathmann.org)

Mehr unter: www.wkv-stuttgart.de

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