Die Ausstellung »Bildhauerinnen« erstreckt sich über zwei Bremer Museen. Gemeinsam zeigen das Gerhard-Marcks-Haus und die Museen Böttcherstraße knapp 100 Werke aus 150 Jahren Bildhauerei von rund 50 Bildhauerinnen, die zwischen 1806 und 1948 geboren wurden. Erstmals wird das Schaffen von vier Künstlerinnengenerationen im 19. und 20. Jahrhundert in den Fokus genommen, um Entwicklungen und Umbrüche der weiblichen Bildhauerei zu markieren. Neben den berühmten Pionierinnen wie Käthe Kollwitz, Wegbereiterinnen wie Renée Sintenis und arrivierten zeitgenössischen Künstlerinnen wie Isa Genzken werden u. a. zahlreiche verkannte oder vergessene Bildhauerinnen wie Else Bach, Dorothea Schaper-Barthels, Charlotte Posenenke, Verena Pfisterer und Priska von Martin vorgestellt.
Warum verschwanden so viele frühe Bildhauerinnen aus dem kunsthistorischen Bewusstsein? Im Gegensatz zu Frankreich oder Belgien wurden in Deutschland Werke von Frauen kaum in den Museen gesammelt. Außerdem durften sie erst ab 1919 an den Akademien studieren und Aktstudien betreiben. Dank der gesellschaftlichen Emanzipation erfuhren auch die Bildhauerinnen im Laufe der Zeit eine gleichberechtigte Rolle im künstlerischen Diskurs.
Jedes Museum wird sich anhand der gezeigten Exponate verschiedenen Schwerpunkten widmen: In den Museen Böttcherstraße liegt der Fokus auf Bewegung und Tanz, Tierdarstellungen und Körperbildern. Das Gerhard-Marcks-Haus beschäftigt sich mit Klischees und Hürden für Bildhauerinnen und setzt sich dabei mit Motiven, Materialien und Porträts auseinander.
Das Buch »Bildhauerinnen« ist mehr als ein Ausstellungskatalog. Es fasst die wissenschaftlichen Ergebnisse der kunsthistorischen Forschung der letzten Jahrzehnte zusammen und schließt somit eine Lücke. Sieben Autorinnen und Autoren richten den Blick auf die Anfänge der Bildhauerinnen in Deutschland, auf die Ausbildungssituation im 19. Jahrhundert, auf Geschlechterkonstruktionen und fragen, wie sich Frauen heute im Kunstbetrieb durchsetzen und sichtbar bleiben.
Bremen, Deutschland, Gerhard-Marcks-Haus