Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums erinnert das ZKM | Karlsruhe mit der Ausstellung »Centerbeam. Eine performative Skulptur des CAVS« parallel zur diesjährigen documenta an den legendären Beitrag des Center for Advanced Visual Studies (CAVS) am Massachusetts Institute of Technology (MIT) zur documenta 6 in Kassel im Jahr 1977. Als gemeinschaftliches Projekt von den Fellows des CAVS nach einer Idee des Künstlers Lowry Burgess am MIT konzipiert, verband die fast 44 Meter lange Außeninstallation, die auf der documenta in der Karlsaue vor der Orangerie und ein Jahr später, 1978, in einer zweiten Version auf der National Mall in Washington, DC, gezeigt wurde, neueste künstlerische Techniken wie Laser, Holografie, Dampf, Neon, Video und Inflatables zu einer multimedialen »Kunstmaschine« (Manfred Schneckenburger), die als ein »Aquädukt in das 21. Jahrhundert« die fruchtbare Zusammenarbeit von KünstlerInnen, WissenschaftlerInnen und IngenieurInnen propagierte.
Interview mit der Medienkunst-Konservatorin Morgane Stricot
Das CAVS wurde 1967 am MIT von György Kepes gegründet, einem Künstler und einflussreichen Theoretiker, der zuvor am New Bauhaus in Chicago lehrte und als enger Mitarbeiter von László Moholy-Nagy für die Verbindung zwischen Kunst und Wissenschaft eintrat. Unter seiner Leitung und ab 1974 unter der Leitung von Otto Piene vergab das Center Stipendien an Künstler, die dort als Fellows zusammen mit WissenschaftlerInnen, TechnikerInnen und IngenieurInnen an einer Vielzahl von unterschiedlichen Projekten an der Schnittstelle von Kunst und innovativen technologischen Entwicklungen experimentierten. In den 1980er-Jahren diente das CAVS auf Grund dieser einzigartigen Arbeitsbedingungen im Bereich der neuen Medien als eines der Vorbilder für die Konzeption des ZKM | Karlsruhe.
Für Piene war Centerbeam »a metaphor of the community of volunteers forming daily symbioses (the relationships of a democratic society)«, die auf der documenta und in Washington durch die gleichberechtigte Beteiligung von mehr als 14 KünstlerInnen sowie WissenschaftlerInnen, IngenieurInnen und StudentInnen des MIT ein Plädoyer für das organische Zusammenwirken unterschiedlicher Disziplinen und die Erweiterung der künstlerischen Ausdrucksmittel durch den Einbezug neuester Technologien aussendete. Während bei Tag der partizipative Charakter der an ein Gewächshaus oder eine Pipeline erinnernden Installation mit ihren prismatischen Spiegelungen im Wasser und holografischen Effekten im Vordergrund stand, verwandelte sich Centerbeam bei Nacht zu einem »friendly inferno« (Otto Piene), einer energetisch aufgeladenen temporären Bühne für Laserprojektionen, Konzerte, Performances und Sky Events.
Das ZKM hat sich in den letzten Jahren um die wissenschaftliche Dokumentation und Aufarbeitung von »Centerbeam« und seiner kinetischen, performativen und partizipatorischen Funktionsweise bemüht. Im Fokus stand dabei zusammen mit den KünstlerInnen die Idee eines »Centerbeam 3«, einer aktualisierten Fassung des historischen Werks. Die Ausstellung im ZKM reflektiert anhand historischer Archivmaterialien und den erhaltenen Fragmenten der originalen Centerbeam-Installation Problematiken möglicher Rekonstruktionsmethoden unter aktuellen medienkonservatorischen Fragestellungen als Fallstudie für die restauratorische Aufarbeitung der Medienkunstsammlung des ZKM.
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