Design begegnet uns nicht mehr nur in der Welt der Dinge, sondern zunehmend auch im Bereich des Unsichtbaren, des Immateriellen – im Bereich unserer Daten oder auch Bakterien auf unserem Körper. Im MAK DESIGN LAB im Bereich „Sichtbar-Unsichtbar“ beschäftigen wir uns genau mit diesem Phänomen.
Die Grenzen zwischen dem, was wir gerne öffentlich zur Verfügung stellen und was im Bereich unserer Privatsphäre liegt, sind fließend. Über unsere smarten Werkzeuge kommunizieren wir private Daten im Internet und stellen sie eigentlich als unentlohnte Arbeit großen Konzernen zur Verfügung. Das dient natürlich der Forschung, ist aber andererseits ein Design-Dilemma in itself.
Viktoria Heinreich, MAK -Sammlung Design über das Projekt „Post-Labouratory“ von Ottonie von Roeder In diesem Bereich des MAK DESIGN LAB beschäftigen wir uns mit dem Thema der Arbeit und wie Arbeit in Zukunft funktionieren und aussehen könnte. Das Projekt „Post-Labouratory“ von Ottonie von Roeder beschäftigt sich mit der Automatisierung der menschlichen Erwerbsarbeit durch künstliche Intelligenzen, durch Roboter und Maschinen. Sie fokussiert dabei das Problem: Was passiert, wenn unsere eigene Arbeit – in diesem Falle ist es eher sehr händische Tätigkeit, wie das Putzen oder wie das Ausbringen der Post – was also passiert, wenn diese Arbeit automatisiert und von Robotern übernommen wird. Ottonie von Roeder trifft sich in ihrem Post-Labouratory, das mehr Projekt als wirkliches Objekt ist, mit den von Automatisierung betroffenen Personen, und findet heraus, was die eigenen Fähigkeiten, was die Merkmale der eigenen Arbeit sind, und überträgt diese auf eine künstliche Intelligenz oder auf Roboter.
Ich stehe in der berühmten Frankfurter Küche von der Architektin Margarete Schütte-Lihotzky. Das ist ein Nachbau und ein ganz wichtiger Teil der MAK Sammlung, der auch schon davor im MAK DESIGN LAB war und davor auch in der Studiensammlung – also ein ganz zentraler Bestandteil der Sammlung, den wir hier neu kontextualisiert haben und zwar im Bereich der Care-Arbeit.
Arbeit ist ja einer der wichtigsten Teile um an der Gesellschaft Teil zu haben und es findet natürlich auch eine Verschiebung der Bedeutung und vom Wert der Arbeit statt. Viele der Arbeitsfelder, die heute als Arbeit der Zukunft gesehen werden – nämlich Arbeit die vom Menschen übernommen werden kann und von Robotern nicht, dazu gehört die Fürsorge, die Pflegearbeit, der Haushalt – das ist eine Arbeit, die eben als Arbeit der Zukunft angesehen wird, lange Zeit in der Vergangenheit unbezahlte Arbeit war, heute schlecht bezahlte oder meistens von Frauen ausgeübt wird.
In diesem Bereich des MAK DESIGN LAB geht es um das Thema Fantasie und um das Thema Experimentieren im Design Prozess, aber auch um das Sich-Ausprobieren und die Kreativität, bzw. die Fantasie als Motor für neue Design Methoden und neue Strategien, aber auch neue Perspektiven und Sichtweisen im Design.
Fokussiert wird hier das Thema Zufall und Experimentieren im Design Prozess und genau durch so einen Zufall ist eigentlich die Maske von Bertjan Pot, einem niederländischen Designer, entstanden. Er wollte eigentlich einen flachen Teppich herstellen, aber durch das zusammennähen von Seilen ist eine Struktur entstanden, die nicht flach, sondern eher wellig geworden ist. Statt des Teppichs sind dadurch dann Masken entstanden, die er seit 2010 neben seiner ganz normalen Designtätigkeit herstellt und von denen es mittlerweile eine ganze Reihe von Objekten gibt.
Marlies Wirth, Kuratorin Digitale Kultur und Kustodin der Sammlung Design im MAK über Design Dilemmas und das „Kabinett der Konsequenzen“ im MAK DESIGN LAB
Design reagiert auf Veränderungen, auf die großen Herausforderungen unserer Zeit und versucht hier Lösungen zu finden. Diesem Phänomen widmen wir uns hier im Design Lab im Bereich „Design-Dilemma“ und im „Kabinett der Konsequenzen“ und zeigen Projekte, die sowohl gelungene Design Lösungen sind, aber auch Schattenseiten haben und Probleme mit sich bringen.
Janina Falker, Neue Lernkonzepte MAK, über das MAK DESIGN LAB
Über Design formen wir Gesellschaft, aber Design formt auch ganz stark uns selbst, auch den Körper. Design greift in den Körper ein. Es formt ihn nicht nur von außen, durch analoge Dinge wie zum Beispiel ein Mieder oder Sitzmöbel, die Haltung des Körpers sehr stark definieren, sondern es geht auch in den Bereich des Unsichtbaren, von dem medialen Blick der unsere Selbstwahrnehmung, das Bild von uns selbst, sehr stark formt, bis zu Bio-Hacking und digitalen Technologien und hin zu Überwachung formen uns Technologien immer mehr den Körper und greifen immer mehr in den Bereich des Unsichtbaren ein.
Auf rund 2 000 Quadratmetern macht das MAK DESIGN LAB im MAK – Museum für angewandte Kunst Wien erlebbar, wie vielfältig Design zu positivem Wandel beitragen kann. Zeitgenössische Projekte von DesignerInnen, KünstlerInnen, ArchitektInnen, ProgrammiererInnen, AktivistInnen und IdealistInnen, die auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts reagieren und Probleme aufzeigen, Alternativen andenken oder Lösungen bieten, werden mit historischen Positionen der MAK-Sammlung in den Kontext vielschichtiger Zusammenhänge gesetzt.
Mehr unter: www.mak.at/makdesignlab