Wie geht die Caritas mit Bildern um? Welche kommen vor, damit Menschen spenden? Welche Rolle spielt das Mitleid? Welche die Hilfe? Welche die negative, welche die positive Botschaft? Ein paar Fragen. Darüber wird Kurator Johannes Rauchenberger am Samstag, 19. November, um 17 Uhr, mit der neuen Direktorin der Caritas Steiermark, Nora Tödtling-Musenbichler, sprechen.
Was auch dabei vorkommt: ein Kunstwerk der New Yorker Künstlerin Ewa Harabasz. Seit zehn Jahren verschlossen, hat die Künstlerin es in ihrer Serie der „Icons“ für das KULTUM hergestellt. Die in New York lebende Künstlerin, die aus Tschenstochau mit dem polnischen Nationalheiligtum der „Schwarzen Madonna“ stammt, überformt mediale Bilder aus den Tagesnachrichten der Kriegs- und Dokumentarfotografie in der Tradition der orthodoxen Ikonenmalerei. Bei der hier gezeigten „Ikone“, die Harabasz in der Ausstellung „Mutter“ (2010) als permanente Arbeit im KULTUM anfertigte, rettet eine Frau ein Kind in einem Geiseldrama in Beslan.
Zwar ist der Goldgrund professionell grundiert, doch das Gold ist Schlaggold, und die „Malerei“ ist ein Abziehbild, das einer Zeitung entnommen ist. Der zufällige fotografische Schuss macht die Frau, die dieses Kind rettet, ungewollt zur Madonna – für die Aufmerksamkeit eines Zeitungstages. Nach Giorgio Agamben ist der homo sacer die Figur des vollkommen Schutzlosen, der auf seine bloße physische Existenz, sein „nacktes Leben“ reduziert ist. Mit der künstlerischen Sakralisierung der Rechtlosen rückt die Künstlerin ein ausgegrenztes Leben in den Glorienschein unserer Aufmerksamkeit und damit in das Blickfeld unseres Handlungsspielraums.
Es ist, wenn man so will, ein sehr irdisches und auf die Gewaltrealität der Welt bezogenes Mariahilf-Bild.
Weitere Informationen: KULTUM Graz