„NATION, PIGS AND CHA-CHA-CHA IN PASOLINI´S MAMMA ROMA”

Lecture von Cesare Casarino (in englischer Sprache)

Zu einem Zeitpunkt, an dem Italien ein bislang ungekanntes Wirtschaftswachstum erlebt und in den Kreis der voll industrialisierten Nationen eintritt, erklärt Pasolini in MAMMA ROMA (IT 1962) das nationalkulturelle Projekt für gescheitert, das mit dem filmischen Neorealismus der 1940er Jahre assoziiert wird und von den kleinbürgerlichen Aspirationen der städtischen Unterschicht getragen war. In Pasolinis Film kommt das Scheitern dieses nationalen Projekts in den vielschichtigen Beziehungen zwischen Sex, Musik und Wiederholung zum Ausdruck, die das historisch Reale darstellen, welches das neue Italien weder zu verarbeiten noch zu assimilieren vermag.
Cesare Casarino ist der Direktor des Department of Cultural Studies and Comparative Literature an der University of Minnesota. Er hat eine Vielzahl von Büchern und Artikeln über Literatur, das Kino und Philosophie veröffentlicht, darunter eine Reihe von Texten zu Pier Paolo Pasolini.

MAMMA ROMA
Italien 1962. R: Pier Paolo Pasolini.
D: Anna Magnani, Ettore Garofolo,Franco Citti. 106 Min. 35mm. OmeU
Die Prostituierte Mamma Roma gibt ihr Metier auf, als ihr Zuhälter Carmine eine andere Frau heiratet. Sie holt ihren 16-jährigen Sohn Ettore zu sich, um ihm ein besseres Leben zu ermöglichen. Als Obst- und Gemüseverkäuferin hat Mamma Roma Erfolg und betreibt einen gutgehenden Stand auf dem Markt des Viertels. Nur ihr Sohn findet keine Arbeit. Mithilfe ihrer alten Kontakte versucht sie auf erpresserische Art, Ettore eine Anstellung zu verschaffen. Doch dann holt die Vergangenheit die beiden gnadenlos ein. Mit ihrer Hauptrolle in Pasolinis zweitem Spielfilm begeisterte Anna Magnani Publikum und Kritiker, alle weiteren Rollen besetzte Pasolini mit Laien.

Veranstaltung im Kino des Deutschen Filmmuseums, 9.7.2015

Weitere Informationen: Deutsches Filmmuseum

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