Tonbilder sind Stummfilme, zu denen synchron eine extra hierfür produzierte Tonaufnahme abgespielt wurde. Sie wurden um 1908 in großer Zahl gedreht und gehören heute zu den Raritäten des frühen Filmerbes. Im Filmarchiv des Deutschen Filminstituts lagert die größte zusammenhängende Sammlung von Kinofilmrollen dieser frühen audiovisuellen Werke, hergestellt für die synchrone Vorführung mittels Projektor und Grammophon. Sie wurde 1970 vom Filminstitut erworben und geht zurück auf den bayerischen Bierbrauer, Kinopionier und Filmproduzenten Ludwig Neumayer.
Für den Großteil der Filme konnte eine Schellackplatte mit der genau passenden Tonaufnahme ausfindig gemacht werden, sodass sie im Kino des Deutschen Filmmuseums in authentischer Fassung gezeigt werden können. Drei Filme werden stumm gezeigt, und fünf werden begleitet von einer Bild links: Tonbild zu RIGOLETTO: Quartett No. 77 (Deutsche Bioscop, DE 1909) Unterstützt durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien zeitgenössischen Ersatzaufnahme. Gezeigt werden vier Opernfilme, zwei Wienerlieder und drei Revuenummern, so zum Beispiel „Die Herzen der Berliner Frauen“ aus DAS MUSS MAN SEH’N! (Deutsche Bioscop, DE ca. 1908) zur Musik von Victor Hollaender. Neun Operettenfilme dominieren das Programm, darunter auffällig charmant „Liebchen komm in mein Stübchen“ aus DER MANN MIT DEN DREI FRAUEN (Duskes, DE ca. 1908, Musik: Franz Lehár) und „Mit mir so spät“ aus DIE FLEDERMAUS (Duskes, DE 1909, Musik: Johann Strauß).
Beschwingt und charmant, manchmal auch pikant, bezeugen die Tonbilder die Beliebtheit des Musiktheaters zur Kaiserzeit. Höhepunkte aus Oper, Operette, Revue und Burleske wurden von den zwei aufstrebenden Unterhaltungsindustrien, Film und Schallplatte, im Verbund an das breite Publikum weitergegeben. Seit 2013 konnten vom Deutschen Filminstitut insgesamt 33 der Tonbildwerke aus der Sammlung Neumayer digitalisiert und die zugehörigen Schellack-Töne recherchiert werden. Ein erstes Programm mit 14 Tonbildern wurde im vergangenen Jahr gezeigt, weitere 19 sind nun erstmals im Kino des Deutschen Filmmuseums zu sehen und zu hören.
Ein Vortrag vom 23. Juni 2015 im Kino des Deutschen Filmmuseums