Zu den weitreichenden Aufgaben in der Museumswelt gehört die kritische Auseinandersetzung mit der Herkunft von Objekten aus musealen Sammlungen. Dieses Problembewusstsein wurde erstmals 1998 in den sogenannten „Washingtoner Prinzipien“ formuliert, einer internationalen Vereinbarung, die Maßgaben zur Suche und Identifizierung von Kulturgütern, die vor allem jüdischen Opfern des Nationalsozialismus abgepresst und entzogen wurden, definierte. Spätestens seit der öffentlichen Debatte um den „Kunstfund Gurlitt“ im Jahr 2012, rückte die Provenienz von musealen Kulturgut stärker in den Mittelpunkt von öffentlicher Aufmerksamkeit und Forschung. Seit Juni 2020 befasst sich auch das Jüdische Museum Westfalen im Rahmen eines vom Zentrum für Kulturgutverluste geförderten Provenienzforschungsprojektes mit den Erwerbshintergründen zu Judaika aus seiner Sammlung.
Die Wanderausstellung „Die Geschichte der Dinge“ präsentiert das Thema Provenienzforschung aus kulturgeschichtlicher Perspektive und weitet damit den Blick auf ein aktuelles Forschungsfeld der Museumskultur. Damit trägt sie einen entscheidenden Teil zur moralischen Selbstverpflichtung von Museen bei, die Entstehungskontexte ihrer Sammlungen kritisch zu hinterfragen und Transparenz im Umgang mit Kulturgut zu schaffen.
Nahezu 50 Objekte aus über 40 nordrhein-westfälischen Museen und Archiven beleuchten in zehn Ausstellungskapiteln verschiedene Entstehungs- und Erwerbungskontexte von Sammlungen. Die Ausstellung spannt ihren Bogen unter anderem über die Themenbereiche „NS-verfolgungsbedingter und kriegsbedingter Kulturgutentzug“, „Judaika“, „Entartete Kunst“ bis hin zum Umgang mit Kulturgütern aus kolonialen Kontexten. Im Weiteren thematisiert sie die Rolle von Sammlern und Mäzenen wie beispielsweise dem aus Münster stammenden jüdischen Galeristen Alfred Flechtheim (1878-1937) oder dem Kölner Kunstsammler Joseph Haubrich (1889-1961), der seine Sammlung expressionistischer Werke 1946 der Stadt Köln stiftete.
Weitere Informationen: Jüdisches Museum Westfalen, Dorsten