DIE MALER DES HEILIGEN HERZENS
André Bauchant, Camille Bombois, Séraphine Louis, Henri Rousseau und Louis Vivin
16. JULI – 20. NOVEMBER 2022 BADEN-BADEN
Im wahren Leben waren sie Zöllner, Gärtner oder Jahrmarktringer, als Künstler Autodidakten – und schufen so einen Bilderkosmos, der bis heute durch seine sinnliche Unmittelbarkeit besticht und in der Kunstgeschichte das Werk von nicht akademisch ausgebildeten Künstlern nachhaltig verankert hat: Henri Rousseau (1844–1910), Camille Bombois (1883–1970), André Bauchant (1873–1958), Louis Vivin (1861–1939) und vor allem Séraphine Louis (1864–1942). Sie werden zum Kreis der „Maler des Heiligen Herzens“ gezählt. Ihre oftmals der Natur entlehnten Szenarien, vor allem Blumen und Früchte, aber auch Tiere und Landschaften, künden von einer unmittelbaren Naturverbundenheit, einem gefühlvollen Zugang zu den Dingen der direkten Umgebung, mit der sie offenbar der Kälte einer beginnenden Moderne zu entkommen versuchten. Gerade auch die von ihnen dargestellten Personen entbehren nicht der Drastik des realen Lebens.
Entdeckt hatte diese französischen Vorreiter einer authentischen Kunst – vormals als „Naive Kunst“ oder „Outsider Art“ betitelt – Wilhelm Uhde (1874–1947), ein bedeutender deutscher Kunsthistoriker und -händler, Autor und Galerist, der frühzeitig die aufstrebenden Größen des 20. Jahrhunderts wie Pablo Picasso und George Braque ausstellte. Er war der entscheidende Mentor dieser von ihm unter dem Namen „Maler des Heiligen Herzens“ zusammengefassten Gruppe unabhängig voneinander agierender und sich gegenseitig nicht persönlich kennender Künstlerpersönlichkeiten. 1928 organisierte Uhde ihre erste gemeinsame Ausstellung in Paris, dem Ort, der sein gesamtes Leben bestimmte und gleichzeitig den Beginn seiner lebenslangen Passion für die Kunst und für die Künstler seiner Zeit markiert.
Uhde hatte die Faszination einer nicht durch Ausbildung und Kanon beherrschten Kunst schon früh erspürt. Er proklamierte eine Kunst, die die Herzen der Menschen direkt berührte und verstand die Kunst, das Kunstwerk als nicht trennbar vom Charakter des Schaffenden. Besonders die großformatigen Gemälde seiner Haushälterin Séraphine Louis mit ihren bunten Blumen, Fantasiepflanzen und prallen Früchten begeisterten ihn.
Die Ausstellung folgt den Spuren dieser fünf besonderen französischen Maler und würdigt gleichzeitig auch ihren frühen Entdecker und leidenschaftlichen Förderer Wilhelm Uhde. Bis auf zwei Bildern Henri Rousseaus von der Fondation Beyeler und der Sammlung Scharf-Gerstenberg, basiert sie auf einer Auswahl von Werken aus der Sammlung von Charlotte Zander (1930–2014), die eine der weltweit größten und bedeutendsten Sammlungen ihrer Art zusammengetragen hat. Zum ersten Mal wird nun eine so umfangreiche Ausstellung mit Werken dieser Künstler gezeigt. Sie knüpft bewusst an die Tradition des Museums an, die starken Verbindungen zur französischen Kunst immer wieder neu zu beleben und zu akzentuieren. Kurator ist Udo Kittelmann, künstlerischer Leiter des Museums.
Eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit Sammlung Zander.
Weitere Informationen: Museum Frieder Burda