Das Neue Palais von Sanssouci birgt manche Geheimnisse und Überraschungen, die erst beim zweiten Blick sichtbar werden. Dennoch erzählen sie viel über die Nutzung des mächtigen, allein der Repräsentation dienenden Schlosses. Jörg Kirschstein, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, gewährt Einblicke in die späte Kaiserzeit, als das Neue Palais von Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) und seiner Gemahlin Auguste Victoria (1858-1918) bewohnt wurde. Vorgestellt werden das Garderoben- und das Ankleidezimmer der Kaiserin Auguste Victoria.
Informationen zum Neuen Palais
Kaiser Wilhelm II. war – abgesehen von der kurzen Regentschaft seines Vaters Friedrichs III. – der einzige Monarch, der das Neue Palais dauerhaft bewohnte. Für drei Jahrzehnte von 1888 bis 1918 war der imposante Schlossbau der Mittelpunkt des politischen und gesellschaftlichen Lebens des Deutschen Kaiserreiches.
Die Wohnung der Kaiserin befand sich im ersten Obergeschoss des Nordflügels. Zu ihren beiden privatesten Zimmern hatten nur ihr Ehemann, ihre Kinder sowie ihre persönliche Bedienung zutritt. Das Garderobenzimmer Auguste Victorias hatte 1898 an seinen drei Innenseiten Kleiderschränke im Stil des Neurokokoeingebaut erhalten. In den geräumigen Schränken wurden die „Haus- und Promenadenkleider“ Auguste Victorias aufbewahrt. Die Kleider waren von zehn Schneiderinnen in einem hauseigenen Atelier angefertigt worden. Nur von einem kleinen Flur getrennt folgte das Ankleidezimmer der Kaiserin. Hier ließ sich Auguste Victoria ankleiden und betrieb Gymnastik. Zur körperlichen Ertüchtigung stand ihr ein Ruderapparat zur Verfügung. Hinter einer zweiflügeligen Tür lag ihr kleines Badekabinett, dessen Wände mit Fliesen versehen waren, die verschiedene niederländische Szenen zeigen. Nach dem Ankleiden ließ sich die Kaiserin von ihrer Kammerfrau den Schmuck anlegen. Zur sicheren Aufbewahrung der Pretiosen war 1903 an der Kaminwand ein zwei Meter hoher „Juwelenschrank“ eingebaut worden. Nach der Betätigung einer schweren eisernen Schiebetür folgte ein kleiner Raum in dem sich der Tresor befindet.
Wilhelm II. hatte das Neue Palais ab 1888 etappenweise mit zeitgemäßem Komfort ausstatten lassen, so dass das friderizianische Gästeschloss des 18. Jahrhunderts den gestiegenen Anforderungen einer kaiserlichen Residenz aus der Zeit des späten 19. Jahrhunderts entsprechen konnte.
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