Das Humboldt Forum startet in den Mai mit einem eindrucksvollen kulturellen Dreiklang: Drei neue temporäre Ausstellungen eröffnen zeitgleich am 24. Mai und eröffnen unterschiedliche Perspektiven auf die Sammlungen des Hauses. Von poetisch-dokumentarischer Kunst aus dem Amazonas über experimentelle Raum-Zeit-Erkundungen aus Japan bis hin zu tiefgreifenden Einblicken in die Welt der Restaurierung – das Publikum erwartet eine vielfältige Auseinandersetzung mit kulturellem Erbe und aktuellen Fragestellungen.
Feliciano Lana: Eine indigene Sicht auf Kolonialismus und Kapitalismus
In Raum 302 widmet sich die Ausstellung „Die Geschichte der Weißen“ dem Werk des 2020 verstorbenen brasilianischen Künstlers Feliciano Lana. In Aquarellen schildert Lana, selbst Angehöriger der Desana am oberen Rio Negro, die Geschichte des Kontakts zwischen Indigenen und Weißen – vom gemeinsamen Ursprung bis zur Rückkehr der Weißen als Missionare und Soldaten. Die Werke verbinden persönliche Erfahrungen mit globalen Fragen rund um Kolonialismus und Kapitalismus. Ergänzt wird die Ausstellung durch Arbeiten zeitgenössischer indigener Künstlerinnen sowie eine Videoinstallation mit Zeitzeug*innen.
Takehito Koganezawa: Zeichnungen und Skulpturen zwischen Raum und Zeit
In Raum 304 zeigt „Eins auf Zwei, Zwei aus Eins“ neue und eigens für die Ausstellung geschaffene Werke des japanischen Künstlers Takehito Koganezawa. Medienübergreifend und experimentell verbindet er Zeichnung, Video, Installation und Performance. Im Zentrum steht die Frage: Wie nehmen wir Raum und Zeit wahr? Neben Neuerwerbungen des Museums für Asiatische Kunst sind auch Arbeiten zu sehen, die im Rahmen einer künstlerischen Residency in Berlin mit Studierenden der Kunsthochschule Weißensee entstanden sind. Die Ausstellung ist zugleich ein Rückblick auf Koganezawas langjährige Berliner Schaffensphase zwischen 1999 und 2016.
Restaurierung im Dialog: Hinter den Kulissen des Kulturerhalts
Wie wird Kulturgut bewahrt, und wer entscheidet darüber? In Raum 301 gibt die Ausstellung „Restaurierung im Dialog“ seltene Einblicke in die Arbeit von Restauratorinnen, die sich mit sogenannten „Cultural Belongings“ befassen – Objekte, die tief mit der kulturellen Identität von Gemeinschaften verbunden sind. Vorgestellt werden unter anderem zwei Wappenpfähle der Nordwestküste Kanadas, ein chinesischer Lackschrank, ein mongolischer Schrein und eine Zeremonialpfeife der Umoⁿhoⁿ. Die Ausstellung zeigt, wie technische, kulturelle und ethische Überlegungen gemeinsam mit internationalen Partnerinnen und Community-Vertreterinnen in den Entscheidungsprozess einfließen. Ergänzt wird sie durch Audiobeiträge Berliner Schülerinnen.
Einblicke in globale Kontexte
Die drei Ausstellungen setzen die erfolgreiche Zusammenarbeit des Humboldt Forums mit internationalen Partner*innen fort. Sie zeigen, wie aus transdisziplinären und kollaborativen Prozessen innovative Perspektiven auf globale Themen entstehen. „Mit ihrem besonderen Zugang eröffnen diese Ausstellungen neue Sichtweisen auf gesellschaftliche Fragen und auf die Sammlungen unseres Hauses“, betont Hartmut Dorgerloh, Generalintendant des Humboldt Forums.
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