HEILIGES THEATER – SPECTACULUM SACRUM
Nach Jahrhunderten der „Verschmähung“ hielt das Theater im Barock auch Einzug in Kirchen und Klöstern. Sogenannte „Heilige Theater“ (auch als „Heilige Gräber“ bezeichnet) wurden temporär, z.B. in der Osterzeit, vor Altären aufgebaut. Es waren dies eigens für die sakralen Räume angefertigte Holzkulissen, die Episoden aus dem Neuen oder Alten Testament verbildlichten. Sie dienten damit in erster Linie der Andacht, später wurden sie als Hintergrund für Aufführungen von Oratorien und den am Wiener Kaiserhof entwickelten „Sepolcri“, Passionsoratorien, eingesetzt. Jesuiten, Piaristen und Benediktiner nutzten die suggestive Wirkung des Theaters gezielt für den Sprach- und Rhetorikunterricht ihrer Studenten, aber auch im Sinne der Gegenreformation, um zu belehren und zu bekehren.
Im Zisterzienserstift Zwettl befindet sich ein bezüglich Qualität und Erhaltungszustand seltenes Beispiel eines »Heiligen Theaters«. Gemalt und aufgestellt im Jahr 1744 von Franz Anton Danne (1700–1767), einem Schüler und Mitarbeiter des kaiserlichen Theateringenieurs Giuseppe Galli Bibiena, entspricht es einer kleinen Kulissenbühne. Die Dekoration, die einen fantastischen Palasthof darstellt, umrahmt eindrucksvoll eine Szene aus der Leidensgeschichte Jesu.
In einem Interview, das Kurator Rudi Risatti anlässlich unserer Ausstellung SPETTACOLO BAROCCO. TRIUMPH DES THEATERS (2016) mit Andreas Gamerith, Bibliothekar und Archivar im Stift Zwettl, führte, werden euch der Ursprung und die Geheimnisse dieses kostbaren Werkes nähergebracht. Lasst euch hinter die Kulissen führen!
Dokumentarfilm
Konzept und Regie: Rudi Risatti
Kamera und Schnitt: Barbara Schwertführer
Theatermuseum © 2016
Weitere Informationen: Kunsthistorisches Museum Wien