„Eine verwirrende, unscharfe Zone, in der Fantasie und Bilder, Sehnsucht und Verlust, Ironie und Schuld beheimatet sind“, so hat der amerikanische Minimal- und Konzeptkünstler Richard Morris einmal das Phänomen der Erinnerung umschrieben. Eine solche Mischung von Gefühlen erwartet die Besucher*innen dieser Ausstellung von Arbeiten, die vor allem aus der Sammlung Deutsche Bank stammen. Kuratiert von Kerryn Greenberg wird sie 2023 in zwei aufeinanderfolgenden Teilen zu sehen sein, der erste ab dem Frühjahr und der zweite ab dem Herbst.
Die Schau zeigt Ankäufe der Deutschen Bank aus den letzten zehn Jahren, wobei viele dieser Werke von Künstler*innen aus Afrika oder mit afrikanischen Wurzeln stammen. Das ist auch dem 2019 verstorbenen nigerianischen Kurator Okwui Enwezor zu verdanken, der die bahnbrechende documenta 11 verantwortete und dem Global Art Advisory Council der Deutschen Bank angehörte.
Im Fokus stehen dabei persönliche, historische und kollektive Erzählungen mit alternativen Perspektiven. Die Ausstellung versucht flüchtige Erinnerungen festzuhalten, die deutlich machen, dass es hier auch um einen Kampf gegen das Vergessen geht.
Gesellschaften brauchen Kontinuität und den Bezug zur Vergangenheit. Nur so lässt sich gesellschaftlicher Zusammenhalt bewahren. Menschen müssen wissen, woher sie kommen, um mit der Gegenwart und den Herausforderungen der Zukunft umgehen zu können.
Zu den verheerendsten Folgen des Sklavenhandels und des europäischen Kolonialismus in Afrika gehören die Entwertung und Zerstörung der vorkolonialen Geschichte und Kultur. Die afrikanischen Artefakte in den westlichen Museen stehen nicht nur für den Raub von Menschen und materiellem Erbe, der in den kolonisierten Ländern begangen wurde. Sie stehen auch für die rücksichtslose Unterwerfung, Aushöhlung und Zersetzung von Kultur. Restitution ist nur ein Schritt auf einem langen Weg, auf dem es darum geht, Erinnerungen zu rekonstruieren, kulturelle Identität nicht nur wiederherzustellen, sondern neu zu erfinden. Künstler*innen gehen dabei neue, andere Wege. Sie arbeiten sich durch Familienarchive, graben individuelle Geschichten und fast vergessene Überlieferungen aus. Oder sie imaginieren andere Machtverhältnisse und konstruieren alternative Erzählungen.
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