Mit Heidrun Primas, Architektin und Kulturarbeiterin. Daru Huppert, Psychoanalytiker und Psychologe. Monika Pessler, Direktorin Sigmund Freud Museum.
„Die Frage nach dem WIR einer gemeinsamen, lebendigen Öffentlichkeit ist wichtiger denn je, […] feldstellen* PRÄSENZ DER VIELEN ist der Versuch, für einen Moment eine gemeinsame Vielheit sichtbar zu machen: eine Versammlung unter dem Credo der Menschlichkeit“, so beschreibt Heidrun Primas, Architektin und ehemalige Leiterin des Forum Stadtpark Graz, jene soziale Plastik, die erstmals am Tag der Menschenrechte 2017 am Platz der Menschenrechte von Forum Stadtpark Künstler:innen in Graz umgesetzt wurde. Seither wurde sie im Rahmen von Solidaritätskundgebungen (Jänner bis Juni 2021) immer wieder von all jenen gebildet, die sich für die Einhaltung der Menschenrechte und eine humane Flüchtlingspolitik einsetzen.
Gleichzeitig tritt dieses von Kunst- und Kulturaktiven, Aktivist:innen und NGOs aus dem Geflüchtetenbereich initiierte „Feld der Empathie“ den aktuell vorherrschenden Gefühlen der Vereinzelung und der daraus resultierenden Ohnmacht und Sprachlosigkeit wirksam aber friedvoll entgegen. Dort, wo der gnadenlos verschärfte politische Diskurs die Würde von Schutzsuchenden und von Hilfsbereiten in Frage stellt, wird auch die Selbstachtung der Mitglieder der Aufnahmegesellschaft bedroht. Vorherrschende Ängste vor Einschränkungen und materiellen Verlusten erschweren zudem die Teilhabe an soziokulturellen Entwicklungsprozessen. Die der inneren Emigration Ausgelieferten werden zunehmend zum Schweigen gebracht und sehen sich ihrer Ausdrucks- und Sprachmöglichkeiten sowie dem Gehörtwerden beraubt. So scheint allein der Ruf jener vernehmbar, die unseren brüchig gewordenen Lebenswelten vor allem mit harter Regulierung begegnen wollen.
Während propagandistische Begriffe wie „Überfremdung“ (wieder) an Wirkmacht gewinnen und der Gesellschaft apokalyptische Visionen ihrer Zerstörung vor Augen führen, werden in den aktivistischen Szenen in Kunst und Kultur auch Praktiken entwickelt, die der kollektiven Verunsicherung eine von „Solidarität“ geprägte Haltung als einen gesellschaftsverbindenden und sinnstiftenden Gegenentwurf anbieten. So wird etwa feldstellen* über die Solidaritätsaktion für die schutzsuchenden Menschen an den Grenzen Europas hinaus als ein soziales Handlungsmodell und Instrument kollektiver Friedensarbeit erprobt, das in einer globalen sozialen, politischen und gesundheitlichen Krisensituation die Möglichkeit bietet, sich zu artikulieren und gegen die eigene sowie gegen die kollektive Ohnmacht aufzustehen.
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