Gestern „Die Mitgebrachten“ – heute „Generation PostOst“. Tagung am 3. Oktober 2022 im Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold

Gestern „Die Mitgebrachten“ – heute „Generation PostOst“. Sowjetische Vergangenheit und bundesrepublikanische Gegenwart der Nachfolgegeneration russlanddeutscher Aussiedler
Was hat die Wiedervereinigung Deutschlands mit den Russlanddeutschen zu tun? Dieser und weiteren Fragen widmete sich am 03. Oktober eine Tagung in Detmold im Museum für Russlanddeutsche Kulturgeschichte.

Video 1: Niels Annen, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellscahft e.V. begrüßte die TeilnehmerInnen an der Tagung.

Video 2: Anne Kupke-Neidhardt von Zeitgeschichte(n) e.V. ging in ihrem Vortrag anlässlich der Tagung Gestern „Die Mitgebrachten“ – heute „Generation PostOst“ auf die Entwicklung der Initiative Dritte Generation Ostdeutschland und auf ähnliche Motive der Nachwendekinder und der sogenannten „mitgebrachten Generation“ russlanddeutscher AussiedlerInnen ein. Beide Gruppen hätten eine besondere Umbruchserfahrung gemacht, und das sei „etwas, das wir als positiv wahrnehmen und in die Gesellschaft einbringen wollen.“. Die Wendeerfahrung habe dabei wenig Zeit und Raum gelassen, um über den eigenen Tellerrand zu blicken, so dass Migrationshintergründe kaum berücksichtigt würden, wenn wir über die Einheit und die Wende sprechen und insbesondere die Russlanddeutschen hätten dabei kaum Beachtung gefunden.

Video 3: Migrationsforscher Prof. Jannis Panagiotidis (Wien) widmete sich im Vortrag anlässlich der Tagung Gestern „Die Mitgebrachten“ – heute „Generation PostOst“ dem Begriff der „1.5-Generation“, wie er diese Altersgruppe beschreibt, die als Kinder in den 1990er Jahren nach Deutschland kamen und hier auf Herausforderungen der Integration stießen, etwa Sprachprobleme, Fremdheitsgefühle oder den Verlust des persönlichen Umfelds. All diese Erscheinungen wurde in den 1990er Jahren von Soziologen umfangreich analysiert, doch die Jugendlichen von früher bekamen in der Folgezeit wenig Beachtung, das Erwachsenwerden der Generation wurde nicht extern thematisiert. Heute, so Panagiotidis, hätten diese ehemaligen Jugendlichen eine eigene Sprache gefunden und könnten für sich selbst sprechen, über ihre Erfahrungen als Spätaussiedler und auch über die Erfahrungen ihrer Eltern, die in der Mehrheitsgesellschaft oft sprachlos geblieben sind. Dabei sei „der Chor an Stimmen größer geworden, vielstimmiger geworden“, so dass es verschiedene JournalistInnen, Podcast-Formate und neue Identitätskonstrukte wie „Postost“ gebe, um die spezifische postmigrantische Erfahrung zu artikulieren und den Hybridbegriff der „Russlanddeutschen“ zu erweitern.

Video 4: Im abschließenden Podiumsgespräch wurden die Ergebnisse der Tagung gesammelt und vertieft. Dabei wurden unter anderem die Denkanstöße der verschiedenen thematischen Workshops diskutiert, als auch anlässlich des Tagungsthemas Ausblicke für die moderne deutsche postmigrantische Gesellschaft gegeben. Teilnehmer der Podiumsdiskussion waren: Edwin Warkentin, Kulturreferent für Russlanddeutsche, Iliane Kiefert, Projektleiterin bei O(s)tklick, der Politologe Dr. Felix Riefert, der Unternehmer Nikolaus Haufler, Tanja Prinz vom Museum für Russlanddeutsche Kulturgeschichte und Professor Joachim Tauber, Direktor des Nordost-Institutes. Moderiert wurde die Veranstaltung von Tamina Kutscher, Chefredakteurin von dekoder.org.

Video 5: Veranstaltungszusammenfassung

Mehr Informationen: Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte

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