Ewige Inschrift im Stein – Grabmale des frühen Islam in München
Zwei stille Zeugen einer fernen Zeit stehen im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst in München – islamische Grabsteine aus dem 9. und 10. Jahrhundert, kunstvoll behauen, von der Zeit gezeichnet, doch in ihrer Würde unversehrt. Sie gehören zu einem weit verzweigten Corpus frühislamischer Grabsteine, die einst im Ägypten der ersten islamischen Jahrhunderte errichtet wurden. Die meisten ihrer steinernen Geschwister ruhen heute im Museum für Islamische Kunst in Kairo – dort, wo ihre Geschichten begannen. Doch einige fanden auf verschlungenen Wegen ihren Weg nach München.
Ein besonders spannendes Kapitel dieser Wanderung führt zur legendären Ausstellung „Meisterwerke muhammedanischer Kunst“, die 1910 in München das islamische Kunstschaffen erstmals im großen Stil ins Licht der europäischen Öffentlichkeit rückte. In diesem historischen Kontext lässt sich auch die Münchner Gruppe von Grabsteinen verorten – als stille Zeugen einer frühen Begegnung zwischen westlicher Sammelleidenschaft und dem reichen Erbe des islamischen Ostens.
Ein aktueller Vortrag widmet sich nun der Provenienz dieser Werke: ihrer Herkunft, ihrer Reise, ihrer musealen Karriere. Dabei geraten sie nicht nur als Sammlungsobjekte in den Blick, sondern auch als das, was sie ursprünglich waren – Erinnerungsstelen an verstorbene muslimische Frauen, Männer und Sklaven, deren Namen und fromme Bitten in filigranem Duktus die Oberfläche der Steine zieren. Zeugnisse einer Kultur des Gedenkens, die in diesen Stücken eine fast poetische Materialität erhält.
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