Seit vielen Jahren ist die ethnologische Museumslandschaft in Europa stark in Bewegung, manche sprechen sogar von einer grundsätzlichen Krise des Völkerkundemuseums: Namenswechsel, Neukonzeptionen der Dauerausstellung, interdisziplinäre Kooperationen, Zusammenarbeit mit sogenannten source communities, künstlerische Interventionen und andere Experimente zeigen diese Veränderungen deutlich. Auch das GRASSI Museum reagiert auf diese Diskurse und möchte Raum bieten für kritische Auseinandersetzungen.
Die meisten Museen für Völkerkunde wurden während der Kolonialzeit gegründet: Hundertausende Exponate aus Afrika, Asien, Ozeanien und den Amerikas sind Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts nach Europa gelangt. Viele dieser Exponate sind leider im Zuge gewalttätiger Kontexte gesammelt oder mindestens in Kontexten ungleicher Machtverhältnisse in die Museen gekommen.
Wie geht ein Museum mit seiner eigenen Sammlungsgeschichte um? Durch wen, wie und auf welchen Wegen haben Objekte Eingang in unser Museum gefunden? Wie zeigt ein Museum sogenannte fremde Kulturen? Wie wird die Komplexität von anderen Weltanschauungen vermittelt? Durch welche Formen der Präsentation, durch welche Dimensionen des Zeigens, wird etwas in einem Museum für Völkerkunde fremd oder weniger fremd? Wie werden die eigene Geschichte und die Verhältnisse von Deutschland und Sachsen zur Welt vermittelt?
Um diesen Fragen nachzugehen, organisiert das GRASSI Museum für Völkerkunde die Reihe GRASSI invites, in der es Universitäten, Kunsthochschulen, Vereine aber auch Künstler oder Kuratoren aus den Herkunftsländern dazu einlädt, sich mit der Dauerausstellung zu beschäftigen.
Das GRASSI Museum möchte damit Ihnen, dem Besucher, ermöglichen auch externe Stimmen und Sichtweisen wahrzunehmen, um die Vielfalt von Verhältnissen in Bezug zu unseren Sammlungen aufzuzeigen.