Heute wird sie gern als kitschlastiger Nostalgieträger oder belangloses Alltagsobjekt wahrgenommen. Doch die Ansichtskarte war einmal modern und gehörte zu den prägenden Massenmedien des 20. Jahrhunderts. Ihre rasante und weltweite Verbreitung um 1900 bewirkte eine Art ‚Bildrevolution‘ und machte die illustrierte Postkarte zum ersten globalen Bildmedium schlechthin. Und ihre Karriere ist trotz medialer Konkurrenz noch immer nicht zu Ende. Bis heute spielen Postkarten für die Wahrnehmung, Repräsentation und Dokumentation der Stadt eine wichtige Rolle.
Die Ausstellung unternimmt erstmals den Versuch, die Geschichte der Ansichtskarte in Wien umfassend zu zeigen. Der Fokus liegt auf Abbildungen und Darstellungen der Stadt, ihrer Straßen, Plätze und Gebäude. Anfangs war die Ansichtskarte mehr als ein Vermittler touristischer Grußbotschaften und zentraler Sehenswürdigkeiten: Sie zeigte auch Nebengassen und Wirtshäuser der Vorstadt, hielt wichtige aktuelle Ereignisse fest und wurde gern gesammelt. Erst in der Folge verengte sich ihr Repertoire auf einige wenige, schablonenhafte Motive im Massentourismus.
Die Ausstellung thematisiert am Beispiel Wiens die spezifischen medialen Eigenschaften und Entstehungsbedingungen der Ansichtskarte – als Kommunikations- und Werbemittel, als Sammelobjekt und Kunstform. Wie hat sie sich im Laufe von über 100 Jahren verändert? Welche Bilder und Images der Stadt transportierte sie? Welche Ansätze gibt es heute, sie neu zu adaptieren? Nicht zuletzt wird der Frage nachgegangen, wie dieses traditionelle analoge Medium in den elektronischen Medien fortwirkt.
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