Der Grundstein ist gelegt: Mit dem traditionellen Einmauern von symbolträchtigen Gegenständen am neu gelegten Fundament in der Mainzer Neutorstraße hat am 5. Mai 2017 die Rohbauphase für das neue Römisch-Germanische Zentralmuseum (RGZM) und Leibniz-Forschungsinstitut der Archäologie begonnen. Rund 51,4 Millionen Euro investieren das Land Rheinland-Pfalz, die Landeshauptstadt und der Bund in ein modernes Haus für archäologische Spitzenforschung mit großzügigen Ausstellungsbereichen.

Voraussichtlich im Jahr 2020 soll das Römisch-Germanische Zentralmuseum sein heutiges Domizil im Kurfürstlichen Schloss sowie den Ergänzungsbau aus den 1970er-Jahren verlassen und in den Neubau am südlichen Eingang der Altstadt ziehen. Auf der Großbaustelle neben dem ebenfalls zum RGZM gehörenden Museum für Antike Schiffahrt, gegenüber dem denkmalgeschützten Hauptbau der ehemaligen Neutorschule, feierten interessierte Bürger gemeinsam mit hochrangigen Vertretern von Stadt und Land, des RGZM, des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) sowie zahlreichen Repräsentanten aus Wissenschaft und
Kulturleben Dr. Stephan Weinberg, Staatssekretär im Finanz- und Bauministerium steuerte zur Grundsteinlegung symbolisch einige blitzblanke Euromünzen bei. „Mit der heutigen Grundsteinlegung ist für
das RGZM ein wichtiges Etappenziel erreicht worden und der Umzug in den Neubau rückt in greifbare zeitliche Nähe“, sagte Dr. Weinberg in seiner Ansprache. „Mit dem Neubau werden für das RGZM vor allem die Arbeitsbedingungen für eine hochwertige Forschung nachhaltig verbessert.
„Durch moderne Ausstellungstechniken werden neuartige Einblicke in die Forschung möglich“

Aber auch künftige Besucherinnen und Besucher werden davon profitieren. Durch moderne Ausstellungstechniken werden neuartige Einblicke in die Forschung möglich.“ Dr. Weinberg erinnerte an den vorausgegangenen Planungswettbewerb des Landes, der hohe Ansprüche an die technische Qualität des Gebäudes sowie an seine städtebauliche Einbindung stellte. „Damit wird der südliche Stadteingang stadträumlich adäquat gefasst und durch den Ausstellungsbereich des AZM aufgewertet.“

Seit dem Spatenstich im Herbst 2015 ist auf dem Gelände viel passiert. Vorab mussten im Untergrund die zentralen Versorgungsleitungen der Altstadt umgelegt werden. Die Baugrube erhielt gegen Nachrutschen und als Schutz gegen das hoch anstehende Grundwasser einen Verbau aus dicht gesetzten Bohrpfählen. Archäologen der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) legten rund 15 Monate lang historische Festungsmauern frei und dokumentierten sie für die Forschung.
Ein Ausblick: Der Neubau des RGZM

Der Museumsbau wird ein viergeschossiger Komplex in Stahlbeton-Bauweise mit Untergeschoss. Seine Längsseite erstreckt sich mit 95 Metern entlang der Rheinstraße. In einem L-förmig angesetzten Ausstellungsflügel wird auf drei Etagen die Dauerausstellung des RGZM präsentiert. Der Neubau erhält großzügige Fensterflächen, die Einblicke in die Ausstellung gewähren und die optische Verbindung zwischen Innen- und Außenraum herstellen. Insgesamt steht eine Nutzfläche von fast 10.000 m² für moderne Forschungslabore und archäologische Werkstätten, für Dauerausstellung und Sonderschauen, die wissenschaftliche Bibliothek sowie Publikumsbereiche mit Bistro und Museumsshop zur Verfügung.

Der Minister für Wissenschaft und Weiterbildung, Prof. Dr. Konrad Wolf, würdigte das 1852 in Mainz gegründete RGZM als eines der acht Forschungsmuseen unter den rund 90 Mitglieds-Instituten der Leibniz-Gemeinschaft e.V. zur Förderung von Wissenschaft und Forschung. Zwei weitere Standorte hat das RGZM an bedeutenden archäologischen Fundstätten in Monrepos bei Neuwied und in der Vulkaneifel. „Forschungsmuseen bringen aktuellen wissen-schaftlichen Fortschritt an die breite Öffentlichkeit. Sie sind das explizite Gegenteil von Elfenbeintürmen“, sagte Prof. Dr. Wolf. In die Zeitkapsel für den Grundstein legte der Minister eine Zeitung vom Tage ein.
„Das RGZM ist in der archäologischen Welt so bekannt, dass es in schwierigen Fällen gerne hinzugezogen wird.“ Die Restaurierung der Totenmaske des Tutanchamun in Kairo oder die Untersuchung der Ausrüstung der Gletschermumie „Ötzi“ seien nur die prominentesten Beispiele. Mit dem Neubau am zentralen Mainzer Standort will das Land die nationale und internationale Strahlkraft des RGZM weiter stärken.
„Den Menschen mit seinen kulturellen Hinterlassenschaften zu verstehen und zu erklären, zeichnet uns als ein archäologisches Forschungsinstitut aus, das mit dem Neubau bestens für die Zukunft im 21. Jahrhundert gerüstet ist.“

Als Symbol der vom RGZM betriebenen Forschung legte Generaldirektor Univ.-Prof. Dr. Falko Daim eine Abbildung aus einem der ersten Inventarbücher des RGZM aus dem 19. Jahrhundert in die Zeitkapsel ein. „Seit der Gründung unseres Hauses legen wir ein besonderes Augenmerk auf unsere Sammlungsbestände, die seit 165 Jahren für unsere Forschungen entscheidend sind. Gegenwärtig beschäftigen wir uns schon, im Rahmen der Umzugsaktivitäten, mit der Erfassung und Digitalisierung der rund 200.000 archäologischen Objekte“, sagte Univ.-Prof. Dr. Daim. „Für die Zukunft werden wir der 165-jährigen Sammlung in modernen Depots und in einer
neuen Dauerausstellung mehr als gerecht und freuen uns, archäologische Spitzenforschung aus Mainz der Öffentlichkeit präsentieren zu dürfen. Den Menschen mit seinen kulturellen Hinter-lassenschaften zu verstehen und zu erklären, zeichnet uns als ein archäologisches Forschungsinstitut aus, das mit dem Neubau bestens für die Zukunft im 21. Jahrhundert gerüstet ist.“
„Als eines der acht Leibniz-Forschungsmuseen ist das RGZM ein ganz besonderer Ort, an dem neues Wissen entsteht, für die Gesellschaft anschaulich gemacht und der Wissenschaft für weitere Forschungen bereitgestellt wird.“

Der Präsident der Leibniz-Gemeinschaft Prof. Dr.-Ing. Matthias Kleiner betonte: „Als eines der acht Leibniz-Forschungsmuseen ist das RGZM ein ganz besonderer Ort, an dem neues Wissen entsteht, für die Gesellschaft anschaulich gemacht und der Wissenschaft für weitere Forschungen bereitgestellt wird. Im Neubau des Archäologischen Zentrums nimmt dieser dreigliedrige Auftrag nun auch in einer baulichen Einheit Gestalt an – als moderner Ort der Neugier, des Wissens, der Zusammenarbeit und des Lernens über unsere Vergangenheit für unsere Zukunft. Ich freue mich sehr darauf, zu sehen und zu besuchen, was hier entsteht.“ Für den Grundstein war
ein Exemplar des aktuellen Leibniz-Magazins bestimmt.
„Mit dem Archäologischen Zentrum werden Wissenschaft und Forschung ,made in Mainz‘ einmal mehr greifbare Realität.“

Die Fassade des Neubaus wird in farblicher Abstimmung mit dem ebenfalls zum RGZM gehörenden Museum für Antike Schiffahrt als vorgehängte Ziegelfassade ausgeführt. Das ist auch eine Referenz an den Forschungszweig des RGZM, der sich mit Ziegelarchitektur befasst. Passend dazu soll die ehemalige Neutorschule wieder in ihrem ursprünglichen roten Farbton hergerichtet werden. Beide Gebäude begrenzen den künftigen „Archäologischen Platz“. Seine Gestaltung berücksichtigt die Fußwegeverbindungen in die Altstadt, das Neubaugebiet Am Winterhafen und die Oberstadt. Davon abgesetzt, wird es an den mächtigen Platanen einen ruhigeren
Bereich geben, der zum Verweilen einlädt. Der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling hatte als Beigabe eine Flasche Wein vom städtischen Weingut Fleischer im Gepäck. Ebling sagte: „Mit dem Archäologischen Zentrum werden Wissenschaft und Forschung ,made in Mainz‘ einmal mehr greifbare Realität. Damit erhalten wir – die Mainzerinnen und Mainzer – ein weiteres kulturelles Aushängeschild. Und der Gewinn für die Stadt Mainz ist sogar gleich ein doppelter: Mainz bekommt sein Schloss zurück und zusätzlich noch ein glanzvolles Archäologie-Museum.“

Für den Landesbetrieb LBB, der im Auftrag des Finanzministeriums den Bau steuert, legte Geschäftsführer Dipl.-Ing. Holger Basten Pläne des Neubaus in die Zeitkapsel. Basten sagte: „Nach den umfangreichen Vorbereitungs- und Planungsarbeiten freut es mich sehr, dass wir zeitnah nach der Grundsteinlegung in diesem Frühjahr bereits mit den Rohbauarbeiten starten können. Bislang sind bereits ein Drittel der gesamten Bauleistungen beauftragt. Aufgrund der gewerkeweisen Auschreibungsverfahren können sich auch heimische Firmen beteiligen. So gingen von den bereits beauftragten Leistungen rund 30 Prozent an rheinland-pfälzische Unternehmen.“

Mehr unter web.rgzm.de/

Abonniere unseren Newsletter