Für die Ausstellung „Hölderlin, Celan und die Sprachen der Poesie“ hat Hanns Zischler Hölderlins Gedichte nach den Manuskripten eingelesen. Da die Ausstellung zur Eindämmung von Covid-19 zur Zeit geschlossen ist, liest er in den nächsten Monaten noch mehr Poesie; Hölderlin, aber auch Schiller, Goethe, Klopstock, Mörike, Kerner, Rilke, Hofmannsthal, Benn, Celan … Woche für Woche ein, zwei oder drei Gedichte als Geschenk. Passend dazu werden wir auf den social-media-Kanälen des Deutschen Literaturarchivs Marbach Objekte aus dem Archiv vorstellen.
937 arbeitet die 42-jährige Gertrud Kolmar an ihrem Gedichtband Welten und bezieht sich mit ihrem Gedicht „Asien“ wörtlich auf Hölderlins „Am Quell der Donau“:
O Asia, deiner Starken, o Mutter!
Die furchtlos vor den Zeichen der Welt,
Und den Himmel auf Schultern und alles Schicksal,
Taglang auf Bergen gewurzelt,
Zuerst es verstanden, Allein zu reden
Zu Gott. Die ruhn nun. Aber wenn ihr,
Und dies ist zu sagen, Ihr Alten all, nicht sagtet, woher
Wir nennen dich: heiliggenötiget, nennen,
Natur! dich wir, und neu, wie dem Bad entsteigt
Dir alles Göttlichgeborne.
[…]Darum, ihr Gütigen! umgebet mich leicht,
Damit ich bleiben möge, denn noch ist manches zu singen,
Jetzt aber endiget, seligweinend,
Wie eine Sage der Liebe,
Mir der Gesang, und so auch ist er
Mir, mit Erröten, Erblassen,
Von Anfang her gegangen. Doch Alles geht so.
Film und Copyright: Thomas Ladenburger (Kamera, Ton) und Hanns Zischler (Sprecher) im Auftrag des Deutschen Literaturarchivs Marbach. #LiteraturmuseenMarbach, www.dla-marbach.de