James Welling (*1951, Hartford/Connecticut) gilt als einer der wegweisenden Vertreter der internationalen zeitgenössischen Fotografie. Seine von Experiment und radikaler Stilvielfalt geprägte Arbeit entfaltet sich in den Grenzbereichen zwischen Fotografie und Malerei, Film, Architektur, Bildhauerei und Tanz. Während James Wellings Arbeiten durch die wichtigsten Museen der USA touren, war er in Europa bislang selten zu sehen. Die Ausstellung im Bank Austria Kunstforum setzt in den 1970er-Jahren an und präsentiert eine Auswahl von Wellings Bildserien, die den fundamentalen Wandel der Fotografie in den letzten Jahrzehnten reflektieren. Die ästhetischen und konzeptuellen Grundlagen des Mediums auslotend, springt Wellings Fotografie fortlaufend vom Abbild zum Material, vom Prozess zum Resultat, von Körperlichkeit zu Reproduktion, und wieder zurück. Während das Phänomen des Malerischen in der zeitgenössischen Fotografie im deutschsprachigen Raum zumeist aus der Perspektive der Düsseldorfer-Fotoschule (auch bekannt als Becher-Schule) und ihrer Proponenten Andreas Gursky, Thomas Ruff & Co diskutiert wird, eröffnet die Ausstellung mit dem amerikanischen „postmodernen Modernisten“ James Welling einen anderen Bezugsrahmen: Seine formalen Abstraktionen vereinen die dokumentarische Ästhetik und Medienspezifität der Straight Photography eines Paul Strand oder Edward Weston, den Amerikanischen Realismus eines Edward Hopper oder Andrew Wyeth und eine spezifische, in der bildnerischen Tradition der Westküste stehenden Umgang mit Farbe; zugleich schließt es an die kritischen postmodernen Debatten an, die in den frühen 1980er- Jahren im Umfeld der Pictures Generation zu Konzeptionen von Autorschaft, Originalität und Repräsentation geführt wurden. Im Sprechen über andere Medien wird Wellings fotografische Praxis gleichsam zur „Bauchrednerei“, wie er selbst sie einmal bezeichnete.
Die Ausstellung entsteht gemeinsam mit dem S.M.A.K. in Gent, Belgien.
Kuratorin: Heike Eipeldauer und Martin Germann (S.M.A.K., Gent)
Weitere Informationen: Kunstforum Wien