Wie leben Jüdinnen und Juden zwischen Baku und Berlin, zwischen Taschkent und Teheran, Duschanbe und Tel Aviv? Wie prägten ihre Erfahrungen des Zusammen­lebens mit muslimischen, christlichen und säkularisierten Mehrheits- und Minderheits­bevölkerungen jüdische Biografien und Identitäten? Eine Mehrheit der heute in Deutschland und Europa lebenden Jüdinnen und Juden kommt aus Gebieten der ehemaligen Sowjetunion. Die meisten migrierten aus europäischen Teilen wie Belarus, die Ukraine oder Russland, einige kamen aber aus den südlichen und östlichen Republiken im Kaukasus und in Zentral­asien – Gegenden, die auf den Routen der historischen und neuen Seiden­straße liegen.

Im Rahmen der drei-tägigen inter­nationalen Konferenz möchten wir uns den wenig bekannten Geschichten der Flucht, Deportation und Migration zwischen Europa und Asien, den Erfahrungen der Nachbar­schaft und religiöser Alltags­praxis (post-)sowjetischer Jüdinnen und Juden aus dem Kaukasus und Zentral­asien nähern. Im Fokus stehen soziale und kulturelle Zwischen-Räume, Orte der Begegnungen und Verflechtungen sowie Zwischen-Positionen der Menschen, die als Minder­heiten und als Migrant*innen in multi-ethnischen und multi­religiösen Gesell­schaften leben.

Wie sind diese Erfahrungen und Biografien von sowjetischem Orientalismus und Kolonialismus, Anti­semitismus und Rassismus geprägt, und wie verhalten sie sich zu jüdischen Erfahrungen im Iran, in der Türkei, in Marokko oder Indien? Wir widmen uns den Erinnerungen und Erfahrungen des Zusammen­lebens im sowjetischen und globalen Süden und fragen danach, wie diese Geschichten die Erzählungen jüdischen und post-migrantischen Lebens in Deutschland und Europa im 21. Jahr­hundert verändern.

Den Eröffnungs­vortrag hält Prof. Dr. Atina Grossmann (The Cooper Union in New York City).

Als Abschluss der Tagung findet die Lesung von Olga Grjasnowa statt. Die Autorin liest aus ihrem neuen Roman Der verlorene Sohn im Rahmen des ZOiS Forum.

Weitere Informationen: Jüdisches Museum Berlin

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