Mit der Ausstellung „Kirchen als Vierte Orte – Perspektiven des Wandels“ zeigt das Museum der Baukultur NRW von 1.9. bis 6.10.2024 in der Heilig-Geist-Kirche in Essen-Katernberg die Möglichkeiten für neue Nutzungen leer stehender Kirchen. Dabei rückt die Ausstellung die Menschen in den Fokus, die sich mit Umnutzungen von Kirchen beschäftigen.
Die Kirche Heilig-Geist, erbaut 1956-1957 von den Architekten Dominikus und Gottfried Böhm, wird seit etwa vier Jahren nicht mehr liturgisch genutzt. Mit einem ökumenischen „Transformationsgottesdienst“ nahm die Gemeinde am Eröffnungstag Abschied von ihrer Kirche und vollzog damit den Aufbruch zur neuen Nutzung – Heilig-Geist soll zu einem Kunstort werden.
In Form von Video-Interviews illustriert das Museum der Baukultur NRW in der Ausstellung die Bandbreite, die Vielfältigkeit und Komplexität der an den Umnutzungsprozessen beteiligten Personen sowie ihre Haltungen. Dabei geht es auch um den Dialog und um die Zusammenarbeit, die zur Verständigung für eine erfolgreiche Kirchenumnutzung nötig ist.
Einen weiteren Schwerpunkt der Ausstellung bilden 27 Beispiele von bereits umgenutzten Kirchen aus Nordrhein-Westfalen. Vorgestellt werden diese mittels Fotos und Texten. Durch diese wird die inhaltliche und architektonische Bandbreite von möglichen Transformationen sichtbar. Zudem liefert die Ausstellung Hintergrundinformationen, unter anderem zum Denkmalschutz, zur Rolle der Kommunen oder zum Kirchenrecht.
Zwischen 30 und 50 Prozent der Kirchengebäude in Deutschland werden in den kommenden Jahrzehnten leer stehen. Von den ungefähr 6.000 Kirchen in Nordrhein-Westfalen fallen also bis zu 3.000 aus der Nutzung. Sind diesem Trend die kirchlichen Institutionen bis vor wenigen Jahren nicht oder kaum begegnet, erhöht sich aktuell der Handlungsdruck zum Umgang mit dem Bestand deutlich.
Kirchen sind ein einzigartiges baukulturelles Erbe, denkt man etwa an die weltbekannten Kirchengebäude der Nachkriegsmoderne an Rhein und Ruhr. Sie sind aber auch wichtige Orte der Gemeinschaft und eine Gebäudetypologie, mit der viele Emotionen und Erinnerungen verbunden sind. Emotionalität spiegelt sich auch in den langwierigen und konfliktbehafteten Umnutzungsprozessen von Kirchengebäuden wider. Deren Erfolg wird dabei vor allem von dem persönlichen Engagement der vielen beteiligten Personen und deren Konfliktfähigkeit bestimmt.
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