Ein traditionsreiches Museum, das selbst zum zeitgenössischen Kunstobjekt wird: In der Sonderausstellung „Töne. Klänge. Objekte. Ulrich Eller x HAUM“ erkundet der Klangkünstler Ulrich Eller das architektonische und kulturhistorische Ambiente des Herzog Anton Ulrich-Museums. Vom
08. November 2024 bis einschließlich 16. März 2025 verändern seine Klanginstallationen die Wahrnehmung gewohnter Orte und öffnen Augen und Ohren für das Unerwartete im Vertrauten: Sonderausstellungsräume, Foyers und sogar der Außenbereich des Museums erfahren durch seine Installationen eine akustische und visuelle Transformation. Insgesamt präsentiert das Museum 15 Werke des Künstlers. Ulrich Eller gehört zur ersten Generation von Klangkünstlern. Seine Werke finden heute international Beachtung.

Für das Herzog Anton Ulrich-Museum ist diese Sonderausstellung eine Premiere: Erstmals binden zeitgenössische künstlerische Positionen das Museumsgebäude des 19. Jahrhunderts und seine historischen Sammlungen insgesamt ein. Museumsdirektor Dr. Thomas Richter: „Für uns ist es wichtig, Neues zu wagen und unser Haus auch für beispielgebende Positionen der Gegenwart zu öffnen. In einzelnen Ausstellungen war dies schon zu erleben. Nun übergeben wir den Raum erstmals insgesamt dem Spiel akustischer und visueller Kräfte. Mit der HBK Braunschweig haben wir eine der international bedeutenden Kunsthochschulen vor Ort – ein Geschenk, das uns in die Hände spielt. Denn insgesamt ist für uns das Niveau der Projekte und der offene Diskurs mit unseren Besucher*innen entscheidend.“

Ulrich Ellers Werke machen das Museum zu einem Ort, der seine Besucher*innen dazu einlädt, sich aktiv und bewusst durch die Räume zu bewegen. In seiner Kunst verschmelzen Klang und Objekt zu einem außergewöhnlichen Zusammenspiel von Hören und Sehen. Scheinbar alltägliche Geräusche werden auf diese Art in künstlerische Erlebnisse verwandelt, die in einen Dialog mit den Kunstwerken treten.

Ellers Töne, Klänge und Objekte regen dazu an, das Vertraute neu zu kontextualisieren und die Umgebung aus einem neuen Blickwinkel zu erleben. So wird das Treppenhaus durch Ellers Intervention zum „Großen Sprachraum“. Worte und Sätze, entnommen aus Objekttexten der Gemäldegalerie, werden durch die Akustik und den Hall des Treppenhauses in eine neue Klangebene transformiert. In der Gemäldegalerie befindet sich eine „Himmelsleiter“ als akustische Verknüpfung der Galerieräume, bei der aus kleinen Lautsprechern feine Tonstrukturen pulsieren. Eller thematisiert aber auch die Stille und das Nichthörbare: In einer sechsteiligen Klangskulptur bewegen sich weiße Daunen auf großen Lautsprechern, die tiefe, für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbare, Frequenzen abgeben. Die kinetische Bewegung wird zu einer optischen Erfahrung, die an die Pausen in Musikkompositionen erinnern.

Ulrich Eller, geboren 1953 in Leverkusen, studierte von 1977 bis 1983 an der Hochschule der Künste in Berlin. 1994 wurde er zum Professor für Plastik und Raum sowie grenzüberschreitende, künstlerische Inszenierung an der Fachhochschule Hannover berufen. 2001 übernahm er dort eine Professur für Klangskulptur und Klanginstallation. Von 2004 bis 2020 lehrte er diese Disziplin an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Prof Dr. Ana Dimke, Präsidentin der HBK Braunschweig über Ulrich Eller: „Durch sein Wirken entwickelte sich der Bereich ‚Klangskulptur/Klanginstallation‘ an der HBK, den er maßgeblich geprägt und aufgebaut hat, profilgebend. Wir freuen uns, dass mit dieser Ausstellung Ulrich Eller und sein künstlerisches Schaffen hier in Braunschweig erneut gewürdigt werden und die Bedeutung der Klangkunst damit die ihr gebührende Aufmerksamkeit erfährt.“

Über seine Arbeit an der HBK sagt Ulrich Eller selbst: „Als bildender Künstler und Lehrender ist es mein Anliegen, Situationen zu schaffen, die in besonderer Form das Hören und Sehen auf eine spezifische Weise verknüpfen. Die von mir favorisierten Lehrinhalte zielen deshalb auf das Erfinden von modellhaften Wahrnehmungen für Auge und Ohr, mit dem Ziel der neuen Einsicht in das überraschend Reale.“ Nachhaltig zeige sich dies im hervorragenden Klangkunstlabor der HBK Braunschweig sowie an den zwei von insgesamt sieben Stipendien, die jährlich im Rahmen des Stipendienprogramms „Braunschweig Projects“ von der Hochschule und dem Land Niedersachsen an die Klangkunst vergeben werden.

Im begleitenden Programm der Sonderausstellung „Töne. Klänge. Objekte. Ulrich Eller x HAUM“ heißt es „Klang meets Kunst“. Ellers Werke werden im Einzelnen vermittelt und es gibt Raum für Fragen und Antworten. Führungen durch die Dauerausstellungen des Museums zeigen: Klänge, Töne und Musik kommen auch in Werken Alter Meister vor. Darüber hinaus erläutert Ulrich Eller bei einem Künstlergespräch am 09. November 2024 persönlich das Konzept der Ausstellung und gewährt exklusive Einblicke in seine Arbeitsweise. Workshops zu Klangkunst und Tönen in Literatur runden das Angebot ab. Eine Begleitbroschüre zur Ausstellung ist im Museumsshop erhältlich.

Die Ausstellung wurde ermöglicht durch die großzügige Förderung der Braunschweigischen Stiftung. Technikpartner des Projektes ist Pan Acoustics.

Mehr unter: 3landesmuseen-braunschweig.de

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