Feature zur Ausstellung „Klimt, Kupka, Picasso und andere – Formkunst“ mit Direktorin Agnes Husslein-Arco und den Kuratoren Alexander Klee und Kerstin Jesse.

10. März bis 19. Juni 2016, Unteres Belvedere

Formkunst nahm in der Donaumonarchie Ende des 19. Jahrhunderts einen besonderen Stellenwert ein. Sie war Ausdruck einer Erkenntnis, eines kollektiven Bewusstseins und fasste einen ganzen Kulturraum zusammen. Durch Form entwickelte sich um 1900 die Basis einer Vielfalt ungegenständlicher Kunst. In der Ausstellung „Klimt, Kupka, Picasso und andere – Formkunst“ vereinen sich der Konstruktivismus aus Ungarn, der Kubismus aus Tschechien und der Slowakei sowie die Kunst der Wiener Secession zu einer genussvollen Schau.

Die Ausstellung Klimt, Kupka, Picasso und andere – Formkunst führt uns zurück zum Ursprung der Formkunst, deren Basis in der Mathematik, vor allem in der Trigonometrie liegt. Die Zerlegung von Gegenständen in Dreiecke, welche später zu gegenständlichen und ungegenständlichen Motiven zusammengesetzt werden konnten. Die erstaunliche Bedeutung, die der zeichnerischen Schulung als Ausdrucksform beigemessen wurde, lässt sich nur vor dem Hintergrund des Ausbildungssystems in jener Zeit erklären. Die Kontinuitäten und Besonderheiten der Kunst der Donaumonarchie werden in der Schau intensiv beleuchtet und zeigen besonders durch den Bezug auf die damalige Ausbildungssituation und Pädagogik, in welch hohem Maß Bildung einen Kulturraum und das kollektive Bewusstsein prägte.

Der Prager Professor für Philosophie Franz Serafin Exner war es, der die Herbart’sche Philosophie und Pädagogik in der k.k. Monarchie bekannt machte und durch Berufungen wie jene des Ästhetikers Robert Zimmermann gezielt propagierte. Der deutsche Philosoph, Psychologe und Pädagoge Johann Friedrich Herbart galt und gilt als einer der Begründer der modernen Pädagogik als Wissenschaft. Er sah die wesentliche Aufgabe des Lehrers darin, die vorhandenen Interessen des Schülers herauszufinden und unterstützend mit dem Wissen und der Kultur der Menschheit in Beziehung zu setzen. Herbarts empirisch-psychologischer Ansatz schlug sich auch im Zeichenunterricht nieder.

Aus diesem Blickwinkel betrachtet erscheinen die Werke vieler Künstler der Donaumonarchie in einem neuen Licht. Die Flächigkeit, die sich im Wiener Jugendstil bzw. in dessen besonderer Formkunst niederschlägt, und die häufig anzutreffende Geometrisierung dürften hierin einen – wenn nicht gar den – zentralen Auslöser haben. In Wien war es vor allem die Secession, die beinahe symbiotisch mit der k.k. Kunstgewerbeschule (ab 1900) die Verbreitung und Propagierung der Formkunst betrieb und deren internationale Bedeutung durchsetzte.

Mehr zur Ausstellung unter belvedere.at

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