Kristina Milz: Karl Süßheim Bey. Eine Biografie über Grenzen
Europäische Sommeruniversität für Jüdische Studien, Hohenems, 13.6.2023

Er war ein glühender bayerischer Patriot, tiefgläubiger Jude und leidenschaftlicher Orientalist: Der in Vergessenheit geratene Karl Süßheim hat die Grenzen seiner Zeit herausgefordert wie kaum ein anderer. Er wuchs in Nürnberg auf, lebte als junger Mann aber lange im Nahen Osten. Hier entdeckte er seinen jüdischen Glauben völlig neu, wie sich aus seinem Tagebuch nachvollziehen lässt. Süßheim verfasste es auf Italienisch, Osmanisch und Arabisch – eine einzigartige Quelle. Ob über den Aufbruch der Türkei in die Moderne, die Waffenbrüderschaft im Ersten Weltkrieg oder den Genozid an den Armeniern: Süßheims Notizen geben Einblicke in die vielgestaltigen Ambivalenzen der deutsch-türkischen Geschichte. An der Universität München unterrichtete er später bekannte Wissenschaftler wie Gershom Scholem und Franz Babinger, bis die Nationalsozialisten ihn entließen. 1941 sah der zur Emigration gezwungene Professor Istanbul schließlich wieder: Mit seiner Flucht entkam er in letzter Minute dem Holocaust. Kristina Milz hat die erste Biografie über Süßheim geschrieben: Ihr Vortrag erkundet die Möglichkeitsräume eines deutsch-jüdischen Lebens in einer Welt voller Vielfalt und Ambiguität – und voll von deren Feinden.
Dr. Kristina Milz wurde an der LMU in München provomiert, sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, und arbeitet als Referentin am Leibniz Institut für Zeitgeschichte München/Berlin und als freie Autorin.

Weitere Informationen: Jüdisches Museum Hohenems

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