Rainald Franz, Kurator der Ausstellung FIRMA GOLDSCHEIDER. Wiener Keramik 1885–1938 im Interview. Die Ausstellung ist noch bis 11.12.2016 im MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst zu sehen.
Die im Jahr 1885 gegründete Firma Friedrich Goldscheider hat über drei Generationen hinweg mehr als 10 000 verschiedene Keramikmodelle hervorgebracht. Das MAK besitzt durch zwei bedeutende Schenkungen einen umfassenden Bestand an Figuren, Masken und Kunstkeramiken und nützt die Ausstellung zur Präsentation dieser populären Position in der Geschichte der Wiener Keramik.
Zum Erfolg der Firma trug die Zusammenarbeit von Friedrich Goldscheiders Söhnen Marcell und Walter Goldscheider mit BildhauerInnen und KeramikerInnen wie Josef Lorenzl, Walter Bosse, Alexandre-Louis-Marie Charpentier, Dina Kuhn, Michael Powolny, Arthur Strasser oder Vally Wieselthier bei. Viele von ihnen standen in direktem Kontakt mit der Wiener Secession oder der Kunstgewerbeschule und sicherten das künstlerische Niveau. Zudem konnte Arthur Goldscheider, ein weiterer Sohn Friedrich Goldscheiders, in Frankreich die florierende Schwesterfirma La Stèle aufbauen.
Durch die Arisierung wurde die Erfolgsgeschichte der Firma Goldscheider in Wien 1938 jäh unterbrochen. Die Goldscheider-Brüder konnten in der Emigration in den USA und England neue Betriebe aufbauen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Walter Goldscheider nach Wien zurück, war jedoch in den 1950er Jahren aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen, die Lizenz für die Marke Goldscheider an die deutsche Firma Carstens zu verkaufen. Damit war das Ende des Familienunternehmens besiegelt. Goldscheider-Keramiken sind heute weltweit gesuchte Sammlerobjekte.
Kurator: Rainald Franz, Kustode MAK-Sammlung Glas und Keramik
Mehr unter mak.at