Gerhard Rühm – die gefaltete uhr. 100 zahlendichtungen

Gerhard Rühm bezeichnet die Zahl als reduziertestes und zugleich universellstes, intermedial übertragbares Gestaltungselement. Seit Mitte der 1950er Jahre wählte der Autor Zahlwörter und Ziffern als Material für zahlreiche Arbeiten v.a. auditiver wie visueller Poesie. Aus der genuinen Verbindung von Zahl und Rhythmus entwickelt Rühm vielfältige sprachmusikalische Konzepte. Und aufs Papier gebracht als Schreibmaschinenideogramm, Schriftzeichnung oder in der Collage von Alltagsdokumenten gewinnen Zahlen und Zahlenkonstellationen thematische Prägnanz aus ihrer jeweils spezifischen Gestaltungsweise. Die Verwandtschaft der Wörter „zählen“ und „erzählen“ akzentuiert Rühm in modellhaften Text-Arrangements: vom Lebenslauf als Liste zu- und abnehmender Körpergröße in Zentimetern bis zur Geschichte des Universums im verkleinerten Maßstab eines Erdjahres. Als „gerecht“, „verunglückt“ oder “mystisch“ betitelte Rechnungen übersetzen arithmetisches Vokabular in lebensweltliche, existentielle oder kosmische Vorstellungsbereiche. In der Zusammenschau erweisen sich Gerhard Rühms Zahlendichtungen als das facettenreichste, brisanteste und vergnüglichste Corpus innerhalb dieses Genres heute.

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