Seit der Mensch vor etwa 12.000 Jahren begann sesshaft zu werden, schuf er eine unvorstellbare Vielfalt an Kulturpflanzen. Kartoffeln aus dem Hochland der Anden, Mais aus Mexico, Reis aus China, Gerste und Linsen aus dem fruchtbaren Halbmond zwischen dem östlichen Mittelmehr und dem Zweistromland an Euphrat und Tigris. Ausgehend von verschiedenen Ursprungsregionen entwickelte sich über die Jahrtausende seit der letzten Eiszeit ein weltumspannendes Netz menschgemachter Biodiversität. Heute kennen wir tausende alte Sorten Weizen und anderer Getreide, aber auch weniger bekannter Nutzpflanzen wie Teff, Fonio, Hirse oder Sorghum.
Je mehr diese faszinierende Vielfalt von den Feldern verschwindet und einer weltweiten Monokultur weniger Hochleistungssorten Platz macht, umso mehr müssen diese alten Schätze wenigstens „ex situ“ bewahrt werden. Hierfür gibt es Saatgutbanken und Saatguttresore. Der darin gelagerte Reichtum wird für Forscher, Pflanzenzüchter und Landwirte immer wichtiger, je unberechenbarer unsere Zukunft wird. Alle diese alten Sorten sind direkt oder indirekt aus den in der Natur vorkommenden Wildarten von Getreide, Hülsenfrüchten, Wurzel- und Knollengewächsen, Ölsaaten, Obst und Gemüse hervorgegangen. Diese haben ihre Robustheit allein dadurch bewiesen, dass sie teils Jahrmillionen unter widrigsten Umständen überlebt, jeden Kampf gegen Eiseskälte und sengende Hitze, gegen Pflanzenkrankheiten und Schädlinge gewonnen haben. Diese Schatztruhe aller Erbmerkmale unserer Kulturpflanzen werden wir in unserem Kampf gegen den Klimawandel noch brauchen. Ihre Bewahrung ist die vielleicht kostbarste Lebensversicherung, die die Menschheit je abgeschlossen hat. Über den Kosmos der bedrohten Kulturpflanzen spricht Stefan Schmitz, der geschäftsführende Direktor des globalen Treuhandfonds für Kulturpflanzenvielfalt („CropTrust“), in seinem Vortrag im Rahmen der Reihe „Wissenschaft für jedermann“.
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