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Quo vadis, 1,5-Grad-Ziel? | Jochem Marotzke in der Reihe „Wissenschaft für jedermann“ aus dem Deutschen Museum
5. März | 19:00
2024 war das erste Jahr seit vielen Jahrtausenden, in dem die globale Oberflächentemperatur um mehr als 1,5 Grad höher lag als im vorindustriellen Zeitraum. Der Vortrag von Jochem Marotzke vom Max-Planck-Institut für Meteorologie Hamburg nimmt diese Zäsur zum Anlass, zunächst die Temperaturen der letzten Jahre im Kontext der menschengemachten globalen Erwärmung zu beleuchten. Zwar gibt es keine Belege dafür, dass die Temperaturentwicklung jetzt völlig aus den Fugen gerät, aber die Welt bewegt sich fast unaufhaltsam auf eine globale Erwärmung von dauerhaft mehr als 1,5 Grad hin.
Damit wäre ein wesentliches Ziel des Pariser Klimaabkommens von 2015 verfehlt. Es ist auch nicht realistisch zu erwarten, dass die globale Erwärmung später im 21. Jahrhundert wieder unter 1,5 Grad gesenkt werden kann. Dies ist ein klares Ergebnis aktueller sozialwissenschaftlicher und klimaphysikalischer Forschung. Andererseits hält die internationale Klimapolitik zumindest in ihrer Rhetorik unverändert am 1,5-Grad-Ziel fest, ebenso wie die Klimabewegung. Für die Wissenschaft ergibt sich somit ein Kommunikationsdilemma. 1,5 Grad als politisches Ziel scheinen unverrückbar zu sein, unabhängig vom wissenschaftlich festgestellten Realisierungsvermögen. Ein Ausweg aus diesem Dilemma könnte darin liegen, 1,5 Grad als Idealziel beizubehalten, es aber durch das ebenfalls im Pariser Abkommen formulierte Ziel zu ergänzen, in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts Treibhausgasneutralität zu erreichen.
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